Mein Stegreifbuch
28. Juli 2024Tipps für deine Gelegenheit, eine Rede zu halten.
Das Wort Gelegenheitsrede ist vielleicht irreführend. Eine Gelegenheit, eine Rede zu halten gibt es Tagein Tagaus im Beruf, Verband, Verein, Privatbereich, Alltag usw. Hier ist mit Gelegenheitsrede gemeint, dass ein besondere Situation für eine Rede vorliegt. Z.B. eine Beerdigung, Hochzeit, Ehrung, Jubiläum etc. Auch die Stimmung, mögliche Konventionen und besondere protokollarische Sachverhalte sind zur berücksichtigen.
Zu jeder festlichen Angelegenheit bietet sich die Gelegenheit für eine Rede an. Anlässe sind vielfältig. Hochzeiten, Begräbnisse, Würdigungen, Ehrungen, Geburtstage, Ostern, Weihnachten, Verabschiedungen. etc. Die Liste lässt sich endlos fortsetzen.
Wenn du eine Gelegenheitsrede halten sollst, bereite dich bitte akribisch vor. Die Ausnahme bildet hier ein Redeüberfall, wenn du von jetzt auf gleich vor Menschen öffentlich reden sollst. Dann lege ich dir gerne meine 12 Tipps für deine Stegreifrede! ans Herz. Mehr in die Tiefe zu meinen 12 Tipps gehe ich in meinem Blog Mein Stegreifbuch.
Natürlich kannst du die folgenden Tipps auch bei jeder anderen Art von Reden anwenden. Wenn du jedoch eine Laudatio hältst oder bei einem Jubiläum redest, beachte immer möglich protokollarische Dinge und besondere Umstände. Eine Gelegenheitsrede ist eine andere Redeform als z.B. eine Überzeugungsrede.
Mir ist wichtig, dass du dich auch auf so eine Rede vorbereitest. Die Vorbereitung ist das A und O.
Wenn du eine Rede halten willst oder sollst, dann stelle dir zuerst folgende Fragen:
- Bei welchem Anlasse rede ich?
- Wer sitzt im Publikum?
- Wieviel Zeit habe ich?
- Was ist mein Redeziel bzw. meine Botschaft?
Wenn du dir diese vier Fragen beantwortet hast, geht es an die Sammlung und Recherche. Du sammelst erst einmal Material für Deine Rede. Das kannst du am besten mit einer Mindmap.
Wenn du zu einem Anlass eine Rede halten sollst, stellst dir z.B. folgende Fragen und suche nach Antworten. Die sind für deine weitere Planung wichtig. Wenn du eine Rede auf einer Trauerfeier hältst, ist der Inhalt deiner ein anderer als z.B. zum 75ten Geburtstag deiner Schwiegermutter. Auch bei einer Trauerfeier kann es unterschiedliche Schwerpunkte geben.
Hältst du eine Rede im engsten Familienkreis?
Hältst du eine Rede bei einer offiziellen Trauerfeier vor den Kollegen oder vor Menschen, die in der Öffenlichkeit stehen.
Hat die Rede kirchlichen und gesellschaftlichen Bezug?
Darf Humor in der Rede einbaut werden?
Ist die Rede vielleicht mit einem anderen Ereignis gekoppelt?
Denke bitte immer daran, wer im Publikum sitzt. Darauf solltest du deine Rede aufbauen.
Wenn du genug Material gesammelt, du ausreichend recherchiert hast, geht es an die Gliederung. Bringe Ordnung in deine Materialsammlung. Worauf du hinaus willst, hast du bereits oben unter Punkt 4 beantwortet. Anhand deiner Botschaft ordnest du dein Material. Du gehst andersrum vor als beim Redeaufbau. Du wirst einiges streichen.
Wenn du deine Rede gliederst, kannst du z.B. für eine Gelegenheitsrede beim Familienfest folgende Struktur anwenden:
Struktur:
Gestern – Heute – Morgen oder Heute – Gestern – Morgen.
Zum Anfang bringst du Gemeinsamkeiten, früher oder Heute, dann wie die Situation heute ist oder wie sie früher war. Und danach dann ein Ausblick in die Zukunft.
Du kannst auch die klassische Struktur
- Einleitung
- Mitteilteil
- Schlussteil
anwenden und beides verbinden. Indem du z.B. die Struktur Gestern-Heute-Morgen als Mittelteil in die klassische Redestruktur intgrierst.
Wenn du dein Material strukturiert hast, lege deinen Einstieg fest!
Meine Bitte, starte nicht mit einer landauf landab durchgeführten Standardansprache:
,,Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich freue mich, euch hier heute begrüßen zu dürfen…“
Nicht das du mich falsch verstehst. Eine Begrüßung gehört in jede Rede. Warum nicht die Begrüßung innerhalb der Rede oder sogar zum Schluss bringen.
Mein Tipp:
Starte deine Rede mit einem Hammer. Am besten mit einer Story. Das bietet sich z.B. für eine Gelegenheitsrede, eine Laudatio an. Ein gemeinsames Erlebnis, eine einschneidende Erfahrung. Auch eine Frage oder provokative These eignen sich für einen Hammer am Anfang:
Die Wirkung:
Du fesselst gleich das Publikum, die Anwesenden. Sie hängen quasi an deinen Lippen. Die Zuhörer verspüren Spannung und sind gebannt, was als nächstes kommt.
Die Vorstellung?
Falls du anmoderiert wirst, brauchst du dich nicht mehr vorzustellen. Stelle in deiner Rede nur die Gemeinsamkeiten mit dem Ort, bei einer Laudatio mit dem zu Ehrenden heraus. Das kannst du mit einer Begrüßung verbinden. Oder du bringst die Begrüßung ggf. mit Vorstellung ganz zum Ende deiner Rede.
Hier hast du meine 10 Schritte, wie du deine Gelegenheitsrede entwickeln kannst. Mehr dazu in meinem Blog:
Von der Idee bis zum Auftritt.
Einfach eine Rede schreiben.
- Idee
- Redeziel festlegen
- Publikum analysieren
- Botschaft/Handlungsaufforderung/Appell festlegen
- Material sammeln (Inventio)
- Rede strukturieren (Dispositio)
- Redeeinstieg festlegen
- Rede formulieren (Elucutio)
- Rede einprägen (Memoria)
- Rede vortragen (actio/pronuntiatio)
Damit du dir deine Rede einprägen kannst, lege ich dir gerne das Sternsystem von Michael Rossiè ans Herz. Dazu findest du im folgenden Facebookartikel ,,Eine Rede einprägen (Memoria)“(Redestolz 06. April 2023) folgende Impulse:
Eine Rede einprägen (Memoria)
Mein Weg – meine Erfahrung
1. Auswendig lernen (NICHT ZU EMPFEHLEN)
2. Einprägen durch Mnemotechnik (Gedächtniskunst) z.B. die Loci-Methode.
3. Einprägen mit einer MindMap.
4. Vorbereiten mit dem Sternsystem von Michael Rossiè.
Willst du deine Rede frei vortragen, mit Stichwortkarten oder mit Manuskript?
Ich trage eine Rede gerne frei vor. D.h. ich muss mir die Rede einprägen. Nicht zu empfehlen, eine Rede auswendig zu lernen. Wenn du da den roten Faden verlierst, bist du u.U. ganz raus.
Mein Tipp:
Präge dir deine Rede mit dem Sternsystem von Michael Rossiè ein. Dazu mein Facebook-Beitrag vom 20. Juli 2022 in München nach einem Workshop mit Michael Rossiè bei der GSA-Ausbildung zum Professional Speaker.
,,In der Rede sollen die Sätze tanzen. Die Sätze sollen nicht runtergeleiert werden.
Das Sternsystem von Michael Rossié ist dafür klasse. Eine Rede auswendig zu lernen, ist nicht ratsam. Anhand von Aspekten, Stichworten etc. bereitest du dein Thema sternförmig vor. Jeder Stern hat bis zu neun Stichwörter. Danach kommt der nächste Stern. Du übst immer mit einem anderen Stichwort am Start. Wenn Du stockst, fängst du wieder an der gleichen Stelle an. In der Rede bist du flexibel. Du kannst je nach Situation mit einem anderen Stichwort beginnen. Du kannst Dinge weglassen. Für Deinen Vortrag hast du eine Grundstruktur. Je nachdem kannst du die Teile wie ein Puzzle verwenden. Durch das ständige Üben prägt sich dein Vortrag immer besser ein. Nach Erfahrungen prägt sich deine Rede ab dem dritten Durchlauf bei dir ein. Du kannst je nach Situation und Publikum andere Aspekte an den Anfang und un den Mittelpunkt stellen. Dabei kannst du die Stichworte in Sätzen auch anders formulieren. (Quelle: Facebook von Jens-Uwe Adler, 20. Juli 2022)
Du findest mehr zum Sternsystem von Michael Rossié in seinem Buch Reden ist keine Kunst, sondern kein Problem.
Deine Rede üben und trainieren ist wichtig. Sie prägt sich ein.
Die Schritte bis dahin aufgeführt und erläutert in meinem Blogbeitrag: Wie du in 10 Schritten deine Rede schreibst!
Binde dein Publikum!
Nicht zu vergessen: Binde dein Publikum mit dem Hamburger Verständlichkeitskonzept des Kommunikationswissenschaftlers Friedemann Schulz von Thun. Deine Rede sollte nicht ausschweifend sein.
Beachte bitte die folgenden 4 Parameter nach dem Konzept:
- Einfach: Der Inhalt sollte so einfach wie möglich dargestellt werden, damit jeder im Publikum die Rede versteht. Was nützt es, wenn während der Präsentation erst mühsam überlegt werden muss, was gemeint ist. Der Redner verliert das Publikum
- Kurz/ Prägnant: Eine Rede sollte so kurz wie möglich sein. Warum soll der Inhalt in fünf Sätzen erläutert werden, wenn ein Satz ausreicht. Viele hören sich gerne selber reden. Eine Rede gespickt mit Nebensätzen ist eine Herausfoderung für das Publikum. Auch hier verliert der Redner seine Zuhörer.
- Struktur: Um einen roten Faden zu haben, ist eine Struktur notwendig. Das Publikum muss folgen können. Sonst verliert man auch hier als Präsentierender seine Zuhörerinnen.
- Anregende Zusätze: Damit ein Vortrag nicht langweilig wird, können anregende Zusätze wie z.B. rhetorische Stilmittel in eine Rede eingebaut werden. Das sind z.B. Wiederholungen. In politischen Reden wird gerne mit Wiederholungen gearbeitet.
Mein Tipp: Nutze das Hamburger Verständlichkeitskonzept und komm auf den Punkt.
Deine Vorteile und der Nutzen des Publikums:
- Du erzählst das Wesentliche, das was die Menschen wissen müssen.
- Du verlierst dich nicht im Klein-Klein.
- Dein Publikum ist aufmerksam, hält die Spannung und dankt dir deine Präsentation mit Applaus, Wertschätzung und einem positiven Feedback.
Ich wünsche dir viel Erfolg mit deiner Rede, denn Gelegenheit macht Rede!
Jens-Uwe Adler