Meine BIG 5 Stegreif
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9. August 2024Wie du jede spontane Redesituation zu deinem Erfolgsprojekt machst!
Hier bekommst du meine 12 Tipps für deine Stegreifrede in ausführlicher Form mit weiteren Tipps und Beispielen gespeist aus meinen gesammelten Erfahrungen.
Aktives Zuhören
Wenn du eine Aufgabe oder Frage bekommst, ist für deine Stegreifrede das Aktive Zuhören eine Grundvoraussetzung.
Aktives Zuhören wird auch in dem Dreiklang: Zuhören – Verstehen – Rückmeldung zusammengefasst.
Sei im Moment und konzentriere dich auf deinen Gesprächspartner. Höre genau zu, wenn du etwas akustisch nicht verstanden hast, frage nochmal nach. Wenn du die Frage oder Aufgabe verstanden hast, gib gerne nochmal eine Rückmeldung. Du brauchst dann nicht zu sagen: Verstanden.
Eine kommunikative Rückmeldung kann auch ein aha, ok, ah ja oder ein Nicken sein.
Dann weiss dein Gesprächspartner, dass du die Aufgabe oder Frage verstanden hast.
Wenn du als Redner oder Moderator auf der Bühne eine Frage bekommst, kannst du dir durch eine Wiederholung oder Rückfrage Gewissheit verschaffen, dass du alles verstanden hast. Als Moderator wirst du der- bzw. diejenige sein, der oder die überwiegend Fragen stellt. Auch wenn du die Antwort nicht verstanden hast, rückfragen. Man kann eine Frage immer mal nicht verstehen, sei es akustisch oder vom Sinn her. Dann ist eine Rückfrage selbstverständlich. Auch sollte die eigene Rede so aufgebaut sein, dass das Publikum den Inhalt versteht. Sonst verlierst du das Publikum oder es gibt zu viele Nachfragen. Wenn du das Aktive Zuhören betreibst, ist das der Start für deine Stegreifrede. Egal ob es eine Rede, eine Reaktion eines Zwischenrufs, der Start zu einem Wortbeitrag oder eine andere Gelegenheit ist. Um mit einer Stegreifrede zu reagieren, muss ich wissen, auf was ich reagiere. Dafür ist Aktives Zuhören die Basis.
Aktives Zuhören kannst du mit Stegreifreden und Improvisationstheater (Impro) trainieren. Wenn du im Impro mit deinem Spielpartner eine Szene etablierst, ist das Aktive Zuhören (sei im Moment) die Basis, damit die Szene nicht im Sande verläuft und das Publikum verwirrt ist. Sei im Moment ist einer der drei Kernpunkte des Improvisationstheaters.
Aktives Zuhören ist der erste Schritt für eine erfolgreiche Stegreifrede.
Frage stellen/ Rückfrage stellen
Rückfrage stellen ggf. Frage wiederholen
Ich habe bereits im Tipp 1 das Aktive Zuhören in den Vordergrund gestellt. Der nächste Schritt ist die Rückfrage, ggf. die Frage wiederholen. Ein weiterer Tipp ist, in seinem Wortbeitrag oder der Stegreifrede Bezug zu nehmen. Bezug nehmen auf den Fragesteller, auf den Vorredner und/oder Gesprächspartner. Wenn du Bezug nimmst, in dem du z.B. die Frage wiederholst, signalisierst du deinem Gegenüber, dass du die Frage und Ausführungen verstanden hast. Du signalisierst, dass du darauf eingehst. Die Bezugnahme auf den Vorredner, Gesprächspartner, einen Wortbeitrag etc. ist ein Element des rhetorischen Fünfsatzes. Dein Gegenüber soll jetzt seinerseits im Moment und aufmerksam sein. Denn wenn du deinem Gegenüber widersprichst, lädt das zur Diskussion ein. Dein Gegenüber kann wiederum zu deinen Ausführungen eine Rückfrage stellen, die Kernpunkte deines Wortbeitrages wiederholen oder nur Bezug nehmen.
Dann erlebst du Stegreifrede auf Stegreifrede.
WICHTIG: Wenn du etwas an einer Aussage nicht verstanden hast, sei es akustisch oder vom Sinn her. Dann frage nach. Sollte dich dein Gesprächspartner aufgrund einer Rück- oder Verständnisfrage von oben herab behandeln, dann kannst du mit einer Ich-Botschaft antworten. Begebe dich dann bitte nicht auf das Niveau deines Gegenübers.
Nicht vergessen, dass das Aktive Zuhören weiter praktiziert wird. Wenn du deinen Gesprächspartner oder einen Vorredner in einer Veranstaltung zitierst oder Bezug nimmst, hat der- oder diejenige Interesse daran, richtig verstanden zu werden. Sonst wird es hier eine Rückmeldung geben, dass das so nicht richtig ist, man falsch verstanden wird oder die Interpretation nicht richtig ist.
Daher im Bezug auf die Stegreifrede (Tipp 2) mein Tipp:
1. Sei aufmerksam und im Moment (Training mit Methoden des Improvisationstheaters)
2. Konzentriere dich auf die Beiträge deines Gesprächspartners, Vorredners oder Mitdiskutanten. Die Liste ist nicht abgeschlossen.
3. Nimm Bezug auf den Fragesteller, Gesprächspartner…
4. Wiederhole die Frage oder den Kern einer Aussage, auf die du Bezug nimmst mit eigenen Worten. Das zeigt deine Aufmerksamkeit.
5. Das signalisiert deinem Gegenüber, ob du die Aussage richtig verstanden hast und das du aufmerksam bist.
6. Wenn du etwas nicht oder nicht richtig verstanden hast, frage nach. Damit beugst du Missverständnissen vor.
Die Stegreifrede trainieren kannst du u.a. in einem Rhetorikkurs, in einem Toastmastersclub, bei Redestolz und ab Herbst auch bei der Volkshochschule Pinneberg.
Die Pause – das mächtigste rhetorische Werkzeug
Tipp 3 Stegreifrede – Pause
Die Pause ist rhetorische Wirkungsmacht.
Du wirst spontan von deinem Vorgesetzten um eine Antwort gebeten. Nichtsahnend setzt du dich in die Nesseln. Ohne zu überlegen, gibst du deine Antwort wie aus der Pistole geschossen. Im Nachhinein ärgerst du dich, warum du nicht erst überlegt hast. Denn die Antwort passte deinem Vorgesetzten nicht und bringt dir mehr Probleme als dir lieb sind.
Da ist die Pause die Lösung.
Denn wenn du gefragt wirst, überlege dir erst die Antwort. Nutze die Pause. Die Pause ist vielleicht ein paar Sekunden lang. Sie verschafft dir Zeit, deine Gedanken zu ordnen und deine Antwort zu überlegen. Das kannst du mit der Situation vergleichen, wenn dir eine schlagfertige Antwort erst 30 Minuten später einfällt. Mit einer zu schnellen Antwort verschaffst du dir u.U. mehr Nachteile als Vorteile.
Die Pause ist das mächtigste Instrument der Rhetorik.
Kennst du die Redner, die pausenlos ihr Programm abspulen. Die verlieren irgendwann ihr Publikum. In einer Rede ist die Pause Goldwert. Für den Redner kommt die Pause auf der Bühne wie eine Ewigkeit vor. Für das Publikum ist die rhetorische Pause eine willkommene Abwechslung.
Sie verschafft dir Zeit, um deine nächsten Redeabschnitte gedanklich vorzubereiten.
Sie verschafft deinem Publikum Zeit, das Gesagte zu verarbeiten.
Sie verschafft dir eine positive Wirkung beim Publikum.
Du kannst mit der Pause in deiner Rede spielen. Du kannst die Wirkung einzelner Passagen beim Publikum steuern. Dazu kannst du mit Betonung und Stimmvariation einsetzen.
Mein Tipp: Wenn du mit einem Redewunsch konfrontiert wirst oder zu einem Gespräch eingeladen wirst. Gönne dir immer eine Pause. Du zeigst auch dem Gesprächspartner, dass du im Moment und aufmerksam bist. Die Pause ist sekundenlang und kommt dir wie eine Ewigkeit vor. In einer Rede ist die Pause für das Publikum Entspannung, um dir zu folgen und aufmerksam zu bleiben. Nutze die Pause auch für deine Stegreifrede.
Wenn du die Stegreifrede trainierst, förderst du dein Sprechdenken, deine Spontanität und Improvisationsfähigkeit. Wenn dir trotzdem auf eine Frage keine Antwort einfällt. Dann kannst du auch eine lange Pause machen. Denn zu einer Antwort kann dich niemand zwingen.
Wichtig: Trainiere die Pause. In meinen Workshops trainieren wir das. Für mich ist der Gang auf die Bühne wichtig. Du gehst auf die Bühne, baust Beziehung zu deinem Publikum auf, nimmst Blickkontakt auf und schaust ins Auditorium, ohne ein Wort zu sagen. Das ist die Pause. Die auszuhalten kostet Kraft. Denn viele wollen gleich losreden. Dann verschenkst du Punkte gegenüber deinem Publikum. Gönne dir und deinem Publikum gleich am Start die Pause. Dann seid ihr beide Gewinner. Das üben wir in meinen Workshops. Denn die Pause auszuhalten ist Überwindung und Gewohnheit. Gewöhne dich daran. Dann ist die Pause in deinen Reden, vor einem Gespräch oder vor deiner nächsten Stegreifrede etwas ganz Normales.
Persönlicher Bezug zu deiner Rede
Stegreifrede Tipp 4
Persönlicher Bezug zum Thema
Wenn du auf einer Party bist und drei und mehr Menschen dein Urlaubserlebnis erzählst, ist das eine Rede. Du erzählst deine Geschichte. Du erzählst die positiven Dinge aus deinem Urlaub. Die zwei, drei oder vier Zuhörerinnen hören dir gebannt und gespannt zu. Du hast einen Auftritt. Wenn du das genauso auf einer richtigen Bühne machst, einfach deine Geschichte erzählst, wie auf der Party, machst du alles richtig. Der Unterschied ist, dass da mehr Menschen sitzen als auf der Party neben dir stehen und dir zuhören. Du hast meistens ein Mikrofon, dass du nicht deine Stimme extra hervorheben musst, dass dich dann alle verstehen. Und wenn du kein Mikrofon hast, dann kannst du das in der Vorbereitung üben.
Für die Stegreif- oder Spontanrede ist der persönliche Bezug das beste Rezept.
Du hast eine Frage bzw. Aufgabe bekommen.
Du hast zugehört und fragst u.U. nochmal nach. Jetzt überlegst du. Du grübelst, wie du die Frage oder Aufgabe am besten lösen kannst.
Ich überlege immer, was habe ich persönlich mit der Frage oder Aufgabe zu tun.
Welchen Bezug habe ich zu der Aufgabe?
Welches persönliche Erlebnis hatte ich in dem Zusammenhang. Habe ich vielleicht Lehren gezogen? Habe ich Fehler gemacht und daraus gelernt, dass ich die Erfahrung weitergebe?
Tausend Gedanken gehen mir dann durch den Kopf. Dass natürlich in Sekundenbruchteilen.
Das ist mein Tipp an dich: Wenn du spontan aus dem Stegreif eine Rede halten sollst, stelle einen persönlichen Bezug her.
1. Was verbindet dich mit dem Thema, der Aufgabe oder der Frage?
2. Hast du ein persönliches Erlebnis gehabt?
3. Was ist das, dass dir in Erinnerung geblieben ist?
4. Hast du ein einschneidendes Erlebnis gehabt?
5. Hast du eine besondere Erinnerung, z.B. ein Erfolg oder ein Scheitern, was dich mit dem Thema in Verbindung bringt.
6. Wenn du eine Laudatio (Ehrung) halten sollst, was verbindet dich mit dem Jubilar?
7. Wenn du ein Grußwort halten sollst, was verbindet dich mit dem Ereignis.
8. Du kannst auch zu dem Veranstaltungsort eine Verbindung herstellen. Hast du einen Bezug zu der Organisation bzw. den Veranstalter?
9. Verbindungen schaffen Sympathie, Aufmerksamkeit und Interesse.
Für eine Stegreifrede ist das intensiver, da du dich selten auf das Thema vorbereiten kannst. Wenn du einen persönlichen Bezug herstellst, was dich mit den Personen, der Organisation, dem Veranstaltungsort in Verbindung bringst, hast du die halbe Miete im Sack.
Falls du keinen persönlichen Bezug herstellen kannst, erzähle deine Meinung. Du kannst auch sagen, dass du zu dem Thema nichts sagen kannst. Z.B. zu einem medizinischen Thema im Umkreis von Fachleuten, wenn du selbst mit dem Gesundheitswesen nichts zu tun hast.
Wenn du einen persönlichen Bezug herstellst, bist du immer auf dem richtigen Weg. Dann erzähle deine oder eine Geschichte und du wirst zum Hinhörmagneten.
Nutze deinen ersten Gedanken
Stegreifrede Tipp 5
Den ersten Gedanken nutzen.
In den Toastmastersclubs gibt es Redewettbewerbe. Eine Kategorie ist der Stegreifredenwettbewerb. 2015 in meinem ersten Toastmasterjahr gewinne ich den Clubwettbewerb. Die Aufgabe ist, als Trauzeuge der Hochzeitsgemeinde zu verkaufen, dass das Brautpaar nicht zur eigenen Hochzeit kommt. Meinen ersten Gedanken nutze ich und baue danach eine Struktur auf. Für die Regie und Juroren reicht mein Auftritt.
Der erste Gedanke ist immer der beste in einer Stegreifrede. Wenn du ins Grübeln kommst, verzettelst du dich vielleicht. Dann schwirren dir 1000 Gedanken durch den Kopf. Natürlich ist ein Wettbewerb und der Alltag ein Unterschied. Wenn du von deinem Vorgesetzten eine Frage bekommst, hast du auch den ersten Gedanken. Ob du den in deine Antwort einbaust, kommt auf die Situation und die Umstände an. Der erste Gedanke steuert immer deine weiteren Gedanken.
Stell dir vor, du lernst jemanden kennen oder du bist Zuschauer und verfolgst den Redner auf der Bühne. Dein erster Gedanke verschafft dir immer eine Bewertung. Findest du dein Gegenüber sympathisch oder nicht?
Der erste Gedanke ist der erste Schritt. Nutze den ersten Gedanken für deinen Wortbeitrag. Das kannst du z.B. in einem Toastmastersclub üben oder in einem Rhetorikkurs, z.B. bei Redestolz. Selbst wenn du Zuschauer bist, kannst du das üben. Ich selbst überlege immer, wie ich die Aufgabe lösen würde. Im Improvisationstheater gibt es Assoziationsübungen. Dann sollst du z.B. zu einem Wort ein anderes finden, was dir gerade einfällt. Dann ist der oder die nächste dran, auf dein Wort ein anderes zu finden. Oder die Bildung eines Satzes. Jeder sagt nur ein Wort. Das trainiert deine Spontanität und dein Sprechdenken.
Für die Stegreifrede ist das hilfreich und die Stegreifrede als Trainingsinstrument schult das. Vielleicht kennst du das. Du kommst ins Seminar oder Meeting. Alles ist neu. Dann kommt die Vorstellungsrunde. Der Part kommt immer näher. Drei vor dir sind dran, zwei…. Dann bereitet dir der erste Gedanke vielleicht Unbehagen.
Welche Gedanken gehen dir durch den Kopf. Was sollst du sagen? Manche machen aus einer Vorstellung einen Monolog. Du kannst das vorbereiten. Nur wenn du selten auf einer Fortbildung bist, kommst du vielleicht nicht auf die Idee. Dann kommt die Anspannung immer wieder.
In meinen Workshops machen wir am Anfang Beziehungsaufbau. Alle TN gehen durch den Raum, kommen dann ins Gespräch und stellen ihren Gesprächspartner vor. Dann ist das Eis gebrochen. Alle haben ihre Stegreifrede. Durch den Beziehungsaufbau sinkt das Lampenfieber. Die Stimmung ist gut. Der Streß ist positiv.
Nutze den ersten Gedanken positiv.
Dann ist deine nächste Stegreifrede ein Erfolgsprojekt
Deine Gedanken in eine Gliederung bringen
Gedanken sortieren und in eine Struktur bringen
Der Hamburger Kommunikationswissenschaftler Friedemann Schulz von Thun entwickelte das Hamburger Verständlichkeitskonzept. Eine Rede sollte einfach, kurz/prägnant sein, eine Gliederung haben und mit anregenden Zusätzen garniert sein.
Das beinhaltet auch die Stegreifrede und jedes Gespräch. Mit den vier Grundsätzen des Hamburger Verständlichkeitskonzeptes kommst du auf den Punkt. Menschen, die ohne Punkt und Komma pausenlos mit Nebensatz an Nebensatz an Nebensatz… reden, kennen das Konzept nicht. Zumindest wenden sie das nicht an.
Eine Struktur ist hier förderlich.
Wenn du deinen Wortbeitrag gliederst, läufst du nicht Gefahr, dass du dich verzettelst. Du erhältst die Aufmerksamkeit deines Publikums oder Gesprächspartners, behältst den roten Faden und bringst die Dinge auf den Punkt.
Einer Struktur können Zuhörer besser folgen.
Auch eine Stegreifrede kannst du strukturieren. Du kannst dich zwar selten auf das Thema einer Stegreifrede vorbereiten, denn dann wäre es keine Stegreifrede mehr. Jedoch kannst du dich mit den richtigen rhetorischen Werkzeugen auf Stegreifreden vorbereiten. Wenn du ein paar Grundstrukturen drauf und sie verinnerlicht hast, bist du für jeden spontanen Redeauftritt gewappnet.
Vorschläge für eine Struktur sind:
1. Gestern – Heute – Morgen
2. Erstens… Zweitens… Drittens…
3. Problemlösung: Istzustand – Sollzustand – Lösung – Weg
4. Dialektische Formel: These – Antithese – Synthese
5. Die Frage aufgreifen und die Antwort in eine andere Richtung lenken (ausweichen)
Stegreifrede Tipp 7 – Strukturen für deine Stegreifrede
Gestern – Heute – Morgen
Auch eine Stegreifrede kannst du gliedern. Eine Stegreifrede ist eine Spontanrede, Improrede… auch eine Kurzrede wird oft als Stegreifrede bezeichnet. Ein Merkmal einer Stegreifrede ist, dass du von jetzt auf gleiche einen Wortbeitrag leistest. Sei es als Rede oder Diskussionsbeitrag. Du kennst das Thema nicht. Du hast jedoch Möglichkeiten, auch hier eine Struktur anzuwenden.
Mein erster Tipp für dich ist die Struktur Gestern – Heute – Morgen.
Du schilderst am Anfang ein Ereignis in der Vergangenheit. Das ist die Verbindung zu einem Jubilar, wann du das erste Mal im Verein ein Amt übernommen hast oder wenn du in der Stadt ein einschneidendes Erlebnis hattest. Der Beginn einer Begegnung oder Beziehung. Du bringst am Anfang deiner Rede diesen Anknüpfungspunkt als Einstieg. Wenn du eine Stegreifrede hältst, ist das eine Startmöglichkeit.
Im nächsten Schritt schilderst du die heutige Situation. Dein Publikum ist aufmerksam und gespannt, wie sich die Situation von der Vergangenheit in die Gegenwart entwickelt hat.
Zum Ende der Rede formulierst du die Wünsche oder Aussichten für die Zukunft. Was wünscht du dem Jubilar? Wie siehst du deine Zukunft im Verein? Was sind deine Ziele im Beruf? Wie schätzt du die Entwicklung des Verbandes für die Zukunft ein. Da gibt es 1000 Möglichkeiten.
Beispiel: Du hältst eine Rede zum 75 Geburtstag deiner Schwiegermutter
Gestern: Du kannst die erste Begegnung mit deiner Schwiegermutter erzählen. Gibt es ein besonderes Erlebnis gehabt. Dann kannst du dazu die Umstände beschreiben. War das Treffen emotional. Habt ihr euch an einem besonderen Tag kennengelernt.
Heute: Wie ist das Verhältnis zu deiner Schwiegermutter heute. Hast du zu deiner Schwiegermutter ein gutes oder ein schwieriges Verhältnis. Beim letzteren könntest du das humorvoll verpacken.
Morgen: Da bringst du die besten Wünsche für deine Schwiegermutter zum Ausdruck.
Abwandlung der Struktur:
Heute – Gestern – Morgen
Du kannst in einer Gelegenheitsrede (Laudatio) auch mit der heutigen Situation anfangen. Gehst im zweiten Schritt in die Vergangenheit, erste Begegnung, erstes gemeinsames Erlebnis,…etc und im dritten Schritt blickst du in die Zukunft.
Gerade in einer Stegreifrede ist diese Struktur optimal. Wenn du deinen ersten Gedanken und deinen persönlichen Bezug gefunden hast, kannst du ein Erlebnis aus der Vergangenheit ins Feld führen. Wenn du dich an ein Ereignis erinnerst, liegt das immer in der Vergangenheit. Schon hast du deinen Start für deine Stegreifrede gefunden.
Beispiel für die Gliederung einer Stegreifrede mit der Struktur
Gestern – Heute – Morgen:
Jens-Uwe, wann hattest du deine erste Stegreifrede.
,,Wann hatte ich meine erste Stegreifrede. Sicher erwartest du jetzt, dass ich meinen ersten Tag bei den HanseRednern nenne. Das ist jedoch nicht der Fall. Meine erste Stegreifrede habe ich 1992. Damals gehe ich zu einer Gewerkschaftsversammlung und werde zum Jugendvertreter im Ortsverband gewählt. Ich bin da reingerutscht, höre meinen Namen, sage Ja, stelle mich vor (1. Stegreifrede) und werde gewählt.
Das ist der Start für mein gewerkschaftliche Engagement und die Personalratstätigkeit.
Heute bin ich Mitglied im Landesvorstand des dbb hamburg und für die Zukunft wünsche ich mir noch viele Erlebnisse, um für die Kolleginnen und Kollegen noch viele Verbesserungen rauszuholen. Heute ist der Job noch anspruchsvoller, da wir eine zunehmende Arbeitsverdichtung haben. Ich wünsche mir auch von dir, dass du Solidarität zeigst und uns in unserem Kampf unterstützt.“
So könnte eine Stegreifrede aussehen.
Erstens – Zweitens – Drittens (1. 2. 3. ) – Kette – Aufzählung
Eine weitere Gliederung ist die Aufzählung. Du kannst einfache Dinge hintereinander aufzählen. Du kannst eine Argumentationskette bilden. Du kannst die Aufzählung auch als Einstieg in eine Rede nutzen, indem du dem Publikum erzählst, über was du redest. Zuerst beleuchte ich die Punkte…. Dann komme ich zu den Beispielen… Am Schluss schildere ich euch die Quintessenz und mache einen Lösungsvorschlag…
Wenn der Politiker in einer Diskussion folgende Formulierung verwendet:,, Ich werde ihnen das anhand von drei Beispielen/Punkten erläutern, dass…“ ist das eine Aufzählung.
Auch die Kombination Behauptung – Beleg – Beweis zähle ich dazu.
Wenn du eine Stegreifrede hältst, kannst du mit der Aufzählung deinem Publikum eine wunderbare Alternative zu Gestern – Heute – Morgen präsentieren.
Nehmen wir das Beispiel einer Laudatio zum 75. Geburtstag deiner Schwiegermutter.
„Liebe Schwiegermutter,
1. Werde ich darüber berichten, wie wir uns kennengelernt haben.
2. Als nächstes werde ich meiner Begeisterung Ausdruck verleihen, dass du immer für uns da warst. Du hast immer unsere beiden Söhne betreut, wenn wir Verpflichtungen haben.
3. Möchte ich die Gelegenheit nutzen, Dir Danke zu sagen.
Danke für Deine Hilfe
Danke für Dein Verständnis.
Danke, dass Du immer ein offenes Ohr für uns hattest.“
Du kannst in deiner Stegreifrede auch mehrere Strukturelemente miteinander verbinden. Z.B. die Aufzählung als Einstieg, über was du wann redest und danach Heute – Gestern – Morgen.
Behalte dabei bitte stets den Dreischritt bei. Sonst kann dein Publikum oder Gegenüber nicht mehr folgen. Drei Dinge sind nachvollziehbar. Überall wird der Dreischritt verwendet.
Auch in der Argumentation nach dem Muster des Fünfsatzes kannst du die Aufzählung anwenden. z.B. als eine Kette. Dann baut jede Aussage auf die nächste auf.
1. Ich möchte den Beitrag von Herrn … ergänzen
2. Wenn wir die Sache so angehen, wie Herr vorgeschlagen hat.
3. Dann wird zwangsläufig folgendes…
4. Deshalb sollten wir…
5. Darum treten sie mit mir dafür ein, dass…
Hierbei bilden Schritt 2-4 die Aufzählung in drei Schritten (1…. 2…. 3….). Schritt 1 nimmt Bezug auf den Vorredner, Schritt 2-4 ist die Aufzählung und Schritt 5 ist eine Botschaft, Handlungsaufforderung oder was du von deinem Publikum oder Gegenüber erwartest.
Ein Gliederungselement, welches gerne extra aufgeführt wird, passt meiner Meinung nach gut unter diesen Aspekt:
Ursache – Wirkung
Denn wenn du diese Gliederung verwendest, verwende die Aufzählung bzw. Kette.
Die hohe Nettoneuverschuldung im Haushalt ist die Ursache allen Übels. Deshalb werden die nächsten Generationen den Schuldenberg abbezahlen müssen (Wirkung).
Kette:
- Ich möchte auf den Beitrag von Herrn Schmidt Stellung nehmen
- Sicher ist die hohe Neuverschuldung ein Verlagern von Schulden auf die nächsten Generationen. Wir tun uns damit auch keinen Gefallen.
- Jedoch haben wir jetzt die Probleme und müssen den Klimawandel, die Bedrohung aus dem Osten, die sozialen Auswirkungen auf unsere Bevölkerung finanzieren.
- Denn, wenn wir jetzt nicht die Probleme angehen, wird es für die nächsten Generationen keine Zukunft geben.
- Deshalb lassen sie uns jetzt in die Zukunft investieren, damit die nächsten Generationen eine Zukunft haben.
Aus meiner Sicht ein Beispiel, wie die Gliederung Ursache – Wirkung in die Struktur Kette im Rahmen eines Fünfsatzes passt.
Problem – Lösung – Weg
Es gibt immer und überall Probleme, die gelöst werden wollen. Das ist z.B. ein Markenzeichen der Politik. Sie nimmt sich Problemen an und versucht Lösungen herbeizuführen. Spätestens hier kommt die Rhetorik ins Spiel.
Denn Politiker müssen ihre Problemlösung der Bevölkerung verkaufen u.a. in Form von Reden, Diskussionen etc.
Sich eines Problems annehmen und eine Lösung aufzuzeigen oder eine Lösungsstrategie entwickeln, ist ein rhetorisches Mittel. Du kannst deinem Gesprächspartner oder Publikum deine Idee mitteilen, wie du das Problem lösen willst. Gerade im Wahlkampf ist das ein Wettkampf der Ideen. Ist deine Idee der Problemlösung besser als andere Ideen? Kannst du die Menschen besser überzeugen?
Probleme betrifft nicht nur die Politik. Im Alltag gibt es Probleme, für die immer eine Lösung gesucht wird.
Für die Stegreifrede ist diese Struktur elementar. Ganz spontan von jetzt auf gleich eine Wortmeldung oder Meinung zu einem Problem kund tun ist eine Stegreifrede. Wenn du dann diese Struktur in petto hast, ist deine nächste Wortmeldung oder Stegreifrede für dich kein Problem.
Stelle dir folgende Situation vor:
Du hast Manschetten davor, öffentlich vor anderen Menschen zu reden.
Problem: Redeangst, Angst, vor anderen auf einer Bühne zu stehen und ein paar Worte zu sagen.
Lösung: Du stehst auf der Bühne und teilst angstfrei anderen deine Gedanken und deine Meinung mit.
Weg: Um dahin zu kommen, ist der erste Schritt, dass du dich zum Reden vor anderen Menschen überwindest. Am besten suchst du dir eine Möglichkeit, in einem geschützten Raum vor Menschen zu sprechen und Feedback zu bekommen. Du kannst z.B. einen Toastmastersclub besuchen und dich im ersten Schritt in einer Stegreifrede ausprobieren. Ergänzend machst du ein Rhetorikseminar, um Grundlagen wie Redeaufbau, Redeentwicklung, Bühnenperformance, Umgang mit dem eigenen Lampenfieber etc zu erlernen. Mit diesen beiden Schritten wird in Zukunft deine Redeangst der Vergangenheit angehören.
Das ist eine Möglichkeit, die Lösung für ein Problem aufzuzeigen.
Mein Tipp für deine nächste Stegreifrede:
Mit dieser Struktur hast du eine Möglichkeit, für Problemstellungen einen Weg auf-zuzeigen. Wenn du von jetzt auf gleich eine Rede halten sollst und mit einer Prob-lemstellung konfrontiert wirst.
1. Prüfe deinen ersten Gedanken genau hinsichtlich der Problemlösung.
2. Vergewissere dich, ob die Gedanken und Ideen auch realistisch sind.
3. Du kannst auch in die Runde bzw. die Teilnehmer an einem Workshop oder das Publikum fragen, welche Lösung sie bevorzugen oder ob es weitere Ideen gibt. Dann beziehst du das Publikum mit ein.
Halte die Problemlösungsstruktur in deinem Werkzeugkasten bereit, dann bist du für die Spontanrede gewappnet.
Istzustand – Sollzustand – Weg
Istzustand – Sollzustand – Lösung – Weg haut in die gleiche Kerbe. Hier geht es darum, eine Situation zu verändern und die Lösung zu beschreiben. Natürlich ist der Weg entscheidend, um überhaupt die Situation zu verändern.
Beispiel:
Istzustand: Durch eine Kleinstadt drängelt sich der Durchgangsverkehr. Da durch den Ort eine viel frequentierte Bundesstraße führt, ist das Verkehrsaufkommen zu Lasten der Bevölkerung extrem hoch.
Sollzustand: Eine Situation, dass sich der Verkehr nicht mehr durch die Kleinstadt quält. Damit werden die Belastungen für die Bevölkerung verringert.
Lösung: Eine Umgehungsstraße, damit sich der Durchgangsverkehr nicht mehr durch die Kleinstadt quält.
Weg: Überzeugung der Politik – Bürgerinitiative – Beschlussfassung in der Kommunalpolitik – Überzeugung von Entscheidungsträgern… Menschen aus der Kleinstadt für die Bürgerinitiative gewinnen.
In so einer Problemstellung ist der Weg durch die Instanzen langwierig.
Das stellt nur ein Beispiel dar.
These – Antithese – Synthese
Ein anderer Begriff dafür ist dieDialektische Formel.
Hier wird zu einer Behauptung (These) eine Gegenbehauptung (Antithese) aufgestellt und beides zu einem Ergebnis (Synthese) zusammengeführt. Lt Wikipedia wird die Synthese als Zusammenführung von zwei oder mehr Elementen zu einer neuen, übergeordneten Einheit verstanden. Die Dialektik selbst wird als Kunst der Gesprächsführung oder Kunst der Unterredung bezeichnet. Auch ist die Dialektik die Lehre von den Gegensätzen in den Dingen und Begriffen sowie im nächsten Schritt der Weg zur Aufhebung der Gegensätze. Die Synthese ist somit eine Kombination aus These und Antithese.
Für die Stegreifrede bedeutet das z.B., du hast eine These, dazu gibt es eine Antithese und jetzt willst du zum Ergebnis kommen. Wenn du ein Ergebnis in deinem Sinne haben willst, kommt die Einwandvorwegnahme ins Spiel. Du kannst so eine Gegenargumentation zu deiner These aushebeln und verkaufst dein Ergebnis (den Kompromiss) als Ergebnis.
Wenn du in deiner Stegreifrede diese Strukturmodell anwendest, stellst du entweder zwei gegensätzliche Thesen gegenüber und versuchst mit deinem Gesprächspartner oder Publikum ein Ergebnis zu finden. Du kannst auch zu einer Behauptung eine Gegenbehauptung aufstellen und diskutierst darüber. Du kannst eine These aufstellen, von anderer Seite kommt eine Antithese ins Spiel und dann ergibt die Diskussion eine Synthese. Du kannst auch die Antithese als rhetorisches Stilmittel einsetzen, um ganz bewusst Aufmerksamkeit zu erzeugen und den Fokus auf eine bestimmte Aussage zu lenken. Zum Beispiel versteht man unter dem Begriff „Antithese” die Gegenüberstellung gegensätzlicher Begriffe und Gedanken in einem Satz/in einer Satzreihe. Ein Beispiel wäre: „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold”
Du kannst mit der Antithese in der Stegreifrede Aufmerksamkeit und Wirkung erzeugen. Du kannst mit der Dialektischen Formel gegensätzliche Dinge zu einem Ergebnis formen und zwei wiederstreitende Behauptungen zu einer Behauptung zusammenführen.
Beispiel: Stichwort Einwandvorwegnahme:
Wenn du deine Argumente verteidigst und dein Publikum von deiner Meinung und Lösung überzeugen willst, kannst du mit der Dialektischen Formel dein Ziel erreichen.
Du stellst deine Behauptung auf und begründest die ggf.
Dann stellst du die Gegenbehauptung der anderen Seite auf. Hier legst du eine Begründung oder Beispiele nach, warum die Gegenbehauptung der falsche Weg ist. Du ziehst die positiven Dinge heraus, damit nicht der Eindruck entsteht, dass du die Gegenargumente vom Tisch wischen willst. Du zeigst Verständnis dafür.
Mit der Synthese führst du dann beide Thesen zu einer Synthese zusammen, dass du natürlich daraus den größsten Nutzen ziehst.
Beispiel: Tarifverhandlungen.
These der Gewerkschaften: Die Forderung ist aufgrund der Preissteigerungen absolut notwendig.
Antithese zur Forderung der Gewerkschaften: Die Forderung ist viel zu teuer und würde mit einem Arbeitsplatzabbau einhergehen, um die Kosten aufzufangen
Synthese: Das Ergebnis des Tarifkonfliktes, welches mit Verhandlungen, Streiks und Schlichtung erreicht wird. Wichtig ist hierbei, dass sich alle noch im Spiegel anschauen können. Jedoch fühlen sich danach meistens alle als Gewinner am Verhandlungstisch und gegenüber den Mitgliedern als Verlierer, weil eine Unzufriedenheit nicht von der Hand zu weisen ist.
Wenn du die Dialektische Formel in einer Stegreifrede anwendest:
• Kannst du Gegensätze klar und deutlich herausstellen.
• Kannst du Gegensätze zu einer für alle förderlichen Win-Win-Situation zusammenführen.
• Förderst du Diskussions- und Debattenkultur.
• Kannst du Aufmerksamkeit und Interesse deines Publikums steuern.
• Sind die Zuhörer im Moment bei dir.
• Kannst dein Publikum bzw. Gegenüber in die Diskussion mit einbinden.
• Kannst du deine Argumente und Interessen an den Mann und die Frau bringen.
• Kannst du dich als Experte oder Fachmann profilieren.
• Kannst du mit der Einwandvorwegnahme Gegenargumenten den Wind aus den Segeln nehmen.
Wenn du die Antithese als rhetorisches Stilmittel nutzt:
• Kannst du Aufmerksamkeit erzeugen, in dem du bewusst Gegensätze herausstellst
• Den Fokus in deiner Rede auf wichtige Punkte legen.
• Durch den Einsatz stimmlicher Vielfalt wichtige Dinge betonen und besonders herausstellen.
• Zusammen mit dem Stilmittel Wiederholung erzielst du bei deinem Publikum eine nachhaltige Wirkung.
Frage ausweichen und das Thema in eine andere Richtung lenken
Kennst du die Reaktion von Teilnehmenden an Podiumsdiskussionen und Talkshows. Viele Politiker nutzen gerne die Veranstaltung als Bühne für ihre Meinung und Ansichten. Wenn eine Frage nicht passt, weichen sie entweder aus oder legen den Fokus auf grundsätzlichere Dinge. Natürlich laden manchen Fragen von Moderatoren auch dazu ein, sich so zu verhalten. Wenn Moderatoren die Antworten in eine Richtung lenken wollen, werden sogenannte Suggestivfragen gestellt. Mithilfe einer Suggestivfrage versucht ein Fragesteller unterschwellig Einfluss auf sein Gegenüber und dessen Antwort zu nehmen. Dass dann versucht wird, nicht auf die Suggestivfrage des Fragestellers hereinzufallen, ist mehr als verständlich. Der Grund ist die Wirkung auf das Publikum. Wenn du auf so eine Frage hereinfällst, wird das in der Öffentlichkeit registriert. Darunter leidet deine Glaubwürdigkeit.
Deswegen werden in die Antwort andere Aspekte mit reingenommen, damit der Zuhörer einen umfassenden Einblick bekommt. Vielfach ist die Wirkung jedoch, die Frage wird nicht beantwortet. Manches Schlitzohr nutzt die Chance, um wirklich auszuweichen.
Mein Tipp für dich: Auch wenn das Ausweichen Geschmäckle hat, warum sollst du das nicht machen? Das ist aus meiner Sicht ein legitimes rhetorisches Mittel.
Wer an einer Podiumsdiskussion oder Talkshow teilnimmt, befindet sich in einer Stegreifredensituation. Der Unterschied kann sein, dass die Teilnehmenden natürlich in ihrem Bereich auskennen. Sie sind als Experten zu diesen Veranstaltungen eingeladen worden. Genauso kannst du dich in einer Stegreifrede oder einem Gespräch verhalten. Wenn die Frage oder Aufgabe nicht passt oder unangenehm ist, einfach in eine andere Richtung antworten. Vielleicht in der Antwort weiter zurück gehen. Wie ist es zu diesem Umstand gekommen. Oder du erzählst einfach etwas ganz anderes.
Im Toastmastersclub darfst du trotz Frage oder Aufgabe etwas anderes erzählen. Im Wettbewerb kann das natürlich nach hinten losgehen.
Meine Tipps:
1. Lass dir in einer Diskussion, Stegreifsituation, Gespräch etc. nicht das Heft des Handelns aus der Hand nehmen.
2. Wenn du keine Antwort weißt, dann schweife ab oder mach einfach eine längere Pause. Es ist auch nicht schlimm, zu sagen, dass man die Frage derzeit nicht beantworten kann und eine Antwort nachreicht. Wenn dir eine Frage nicht schmeckt oder der Fragesteller dich aufs Glatteis führen will, dann nutze die Ausweichtaktik.
3. Wenn du die Frage nicht beantworten willst, dann mache das gleiche wie unter 2.
4. Lasse dich durch Suggestivfragen nicht in die Enge treiben.
5. Sprich dann die Art der Fragestellung direkt an oder lenke die Aufmerksamkeit in eine andere Richtung.
6. Du kannst auch deine Antwort immer wiederholen. Wenn der Fragesteller nicht lockerlässt, wiederhole so oft die Antwort, bis er aufgibt.
Stegreifrede-Tipp 8 Erzähle deine persönliche Geschichte
Stell dir vor, du lauscht einer Rede. Die Rede ist vollgespickt mit Zahlen-Daten-Fakten (ZDF).
Vielleicht kannst du alles mitschreiben. Ich glaube jedoch, dass du irgendwann den Anschluss verlierst, vielleicht verstehst du eine Zahl falsch oder du überlegst und verpasst von der Rede etwas.
Reine ZDF-Reden verlieren naturgemäß ihr Publikum.
Anders bei Geschichten. Wenn der Redner oder die Rednerin eine Geschichte erzählt, aus der Geschichte Aspekte ableitet, dann wirkt das beim Publikum ganz anders. Wir lieben Geschichten. Bei Storys können wir uns in den Redner hineinfühlen. Viele im Publikum haben das oder ähnliches schon in irgendeiner Weise erlebt. Geschichten sind der Schlüssel in die Herzen der Zuhörer. Denn lt. Wikipedia ist Storytelling eine individuelle Erzählmethode, in der zielgerichtete Botschaften in Form einer Geschichte kommuniziert werden. Inhalte werden emotionalisiert und dadurch werden die Informationen nachhaltig im Gedächtnis der Empfängerin/des Empfängers gespeichert.
Mit deiner Geschichte erreichst du dein Publikum. Wenn du einen persönlichen Bezug zum Thema hast und dann deine Geschichte erzählst, hört man dir zu. Wenn du auf der Bühne stehst oder vor Menschen öffentlich redest, ist das so als wenn du auf einer Party in einer Gruppe von drei Personen ein Urlaubserlebnis erzählst. Wenn du das so machst, machst du alles richtig.
Denke in Geschichten. Bringe Beispiele als Story. Sammel deine Geschichten, damit du sie für deine Stegreifrede greifbar hast. Deine Erlebnisse, Erfahrungen und Erinnerungen sind dein Stoyarchiv, auf das du bei jeder Stegreifrede zurückgreifen kannst.
Wichtig: Lass dein Publikum bei deiner Geschichte mitfiebern. Erkläre nicht alles, dann nimmst du den Spannungsbogen. Die Zuhörer müssen an deinen Lippen kleben. Dann sind sie aufmerksam und hören dir zu. Sie wollen wissen, was kommt als nächstes. Würze das ganze mit Zahlen, Daten und Fakten, jedoch dosiert. Wenn du mit Salz dein Essen würzt. Dann machst du das dosiert. Genauso verhält es sich mit Storytelling und ZDF. Überfordere dein Publikum nicht. Gönne deinem Publikum Spaß, Begeisterung, Aufmerksamkeit
Wenn du jederzeit auf dein persönliches Storyarchiv zurückgreifen kannst, hast du die besten Voraussetzungen für deine nächste Stegreifrede.
Start mit einem Wow-Effekt
Starte deine Stegreifrede mit einem Hammer oder Wow-Effekt
Kennst du die Bilder von Olympischen Spielen. Der 100m-Lauf steht an. Der schnellste Mann der Welt, die schnellste Frau der Welt werden gekürt. Die Läufer stehen vor den Startblöcken. Im Stadion herrscht Ruhe. Alle Läufer sind total fokussiert. Dann kommt vom Starter der Befehl: Auf die Plätze: Der Läufer verharrt im Startblock und blickt vor sich auf den Boden, Fertig: Der Läufer hebt sein Becken und ist unmittelbar vor dem Start. Dann kommt der Startschuss und der Läufer drückt sich aus dem Startblock ab und läuft los. Gerade der Start ist für den 100 m-Lauf entscheidend. Hier können bereits Hundertstel verschenkte Sekunden über Sieg und Niederlage entscheiden.
Genauso ist es auf der Bühne, bzw. wenn du vor anderen Menschen öffentlich reden sollst. Die ersten Sekunden entscheiden, ob die Zuhörer dich sympathisch finden, dir zuhören und ihre Aufmerksamkeit schenken wollen. Hier kannst du viel gewinnen, jedoch auch viel verlieren.
Wenn du Beziehung aufgebaut hast (dazu mehr im Stegreifrede-Tipp 11), beginne deine Rede mit einem Hammer, einem Wow-Effekt, der nachhaltig beim Publikum einschlägt. Das erzeugt Spannung, Interesse und Aufmerksamkeit. Deine Zuhörer hängen dir förmlich an den Lippen.
Wenn du das hinbekommst wie der 100m-Läufer. Wenn du direkt aus deinem Startblock in die Herzen deines Publikums läufst. Dann machst du alles richtig. Du gewinnst die Aufmerksamkeit und Sympathien der Zuhörerinnen.
Gerade in der Stegreifrede ist das schwieriger. Wenn du eine Rede vorbereitest, dann solltest du den Start ganz zum Schluss der Vorbereitung festlegen. Bei der Stegreifrede findet die Vorbereitung in den Sekunden vor deinem ersten Wort statt. Da ist dein erster Gedanke wichtig.
Du hast deine Stegreifrede im Kopf fertig, haderst jedoch noch mit deinem Anfang. Wenn du jetzt krampfhaft nach einem geilen Start in deine Rede suchst, kann dich das nervös machen.
Daher mein Tipp:
Wiederhole einfach nochmal die Frage. Dann hast du deinen Start und der Rest kommt automatisch. Du kommst ins Reden.
Meine Erfahrung ist: Wenn Worte aus meinem Mund sprießen, kommen Gedanken automatisch und viel leichter. Wenn ich jedoch krampfhaft nach Worten ringe, fühle ich oft eine Leere im Kopf. Mir fällt nichts ein. Das ist vergleichbar mit dem Autor, der stundenlang vor einem weißen Blatt sitzt und dem nichts einfällt. Die Wirkung beim Gegenüber und Publikum ist ähnlich. Sie merken, dass du vielleicht keinen roten Faden hast oder ihn verloren hast. Denn wenn du nach Worten ringst, verlängert sich die Pause in eine unnatürliche Länge. Wenn du die Frage wiederholst oder eine Rückfrage stellst, kommen deine Gedanken in Schwung und dir fallen viele Dinge ein.
Mein Standardanfang in einer Stegreifrede ist immer mein persönlicher Bezug. Meistens fällt mir das gleich ein. Dann ist der nächste Schritt, wie verpacke ich das. Erzähle ich eine Geschichte, frage ich das Publikum, vorher lege ich mir noch eine Struktur zurecht. Dann geht es auch los. Mit dem persönlichen Bezug zum Thema schaffe ich eine tiefere Beziehung zu meinem Publikum. Die Zuhörer können sich in meine Worte hineinfühlen. Sie können sich die Dinge vorstellen haben das und ähnliches selbst erlebt.
Habe Mut und probiere dich aus. Dann siehst du, wie einfach das ist, vor Menschen zu reden.
Mein Tipp für deinen Start:
1. Bekommst du eine Frage oder Aufgabe
2. Nimm deine ersten Gedanken.
3. Hast du einen persönlichen Bezug. Das kann ein Erlebnis, eine Geschichte oder deine Meinung sein.
4. Welche Botschaft, Handlungsaufforderung oder Appell hast du für dein Gegenüber. Vielleicht hast du einen Tipp und kannst den mit einem eigenen Erlebnis deinem Gegenüber schmackhaft machen. Worauf willst du mit deiner Antwort oder deinem Wortbeitrag hinaus.
5. Welche Gedanken fließen in deinem Kopf.
6. In welche Struktur kann ich meine Gedanken fließen lassen.
7. Wie fange ich an? Erst dann kommt dein Start in die Stegreifrede.
8. Wenn dir im Moment kein Start mit Wow-Effekt einfällt, frage dein Gegenüber, wiederhole die Frage oder nimm Bezug auf deinen Vorredner.
9. Natürlich immer der Situation entsprechend handeln.
Thema Struktur: Mit meinen 5 Strukturvorschlägen (siehe Tipps zur Stegreifrede Nr. 7) hast du Möglichkeiten, deine Worte auf den Punkt zu bringen und mit einem roten Faden dein Publikum in den Bann zu ziehen.
Du kannst auch eine Frage ans Publikum stellen, ob sie dieses oder jenes schon mal erlebt haben. Du kannst das Publikum nach Gefühlslagen fragen. Vielleicht hilft dir ein aktuelles Ereignis. Wenn du in einer Diskussionsrunde auf deinen Vorredner Bezug nimmst, dann ist das dein erster Satz:
Beispiel: ,,Ich möchte zu den Worten von Herrn Schmidt noch drei Punkte anfügen…“
Es kommt auf die Situation an. Wenn du regelmäßig die Stegreifrede übst, fallen dir mit der Zeit gute Anfänge von selbst ein. Du musst natürlich immer improvisieren. Jedoch mit viel Übung wird jede spontane Redesituation für dich zur Selbstverständlichkeit.
Was ist ein Hammer oder Wow-Effekt für den Start in eine Rede:
1. Bezug nehmen auf ein aktuelles Ereignis
2. Eine eigene Geschichte, ein eigenes Erlebnis spannend erzählt
3. Die rhetorische Frage
4. Die Frage ans Publikum
5. Der Einstieg: ,,Kennst du das…“ danach eine rhetorische Wirkpause.
6. Eine Provokation
7. Eine Interaktion mit dem Publikum
8. Ein Zitat
9. Dein persönlicher Bezug zu dem Thema
10. …..
Stegreifrede-Tipp 10 Botschaft, Appell, Handlungsaufforderung
Der Schluss
Beende deine Stegreifrede mit einem Appell, einer Botschaft und/oder einer Handlungsaufforderung in der Gegenwartsform
Der Schlüssel zu einer guten Rede lautet: Man braucht einen genialen Anfang, einen genialen Schluss und möglichst wenig dazwischen (Peter Ustinov).
Wenn du einen genialen Start in deiner Rede hinlegst und dazu ein Ende, dass bei den Zuhörern haften bleibt, hast du alles richtig gemacht.
Die Zuhörer erinnern sich vor allem an den Anfang und das Ende. Deswegen lege ich in meinen Workshops so einen Wert darauf, den Gang auf die Bühne und das Aushalten der Pause bis zum ersten Wort zu üben.
In diesem Beitrag geht es um das Ende. Du kannst in deiner Rede alles versemmeln, wenn du am Ende nicht auf den Punkt kommst. Gib den Zuhörern etwas mit. Eine Botschaft, eine Handlungsaufforderung oder einen Appell. In einer Laudatio sind das die Wünsche für die Zukunft. Wenn sich dein Publikum an einen positiven Schluss erinnert, hast du alles richtig gemacht.
In der Stegreifrede gestaltet sich das schwieriger. Wenn du eine Rede vorbereitest, ist der Ausgangspunkt deiner Vorbereitung das Ende, die Botschaft. Auf dieser Basis strukturierst du alle anderen Inhalte. In einer Stegreifrede hast du dafür Sekunden oder nur wenige Minuten Zeit. Alles spielt sich in deinem Kopf ab. Der erste Gedanke, was will ich den Zuhörern mitgeben etc.
Wenn du dich in einer Podiumsdiskussion zu Wort meldest, kennst du deine Aussage bereits. Darauf baust du deine Wortmeldung und Argumentation auf. Wenn du eine Frage oder Aufgabe für eine Stegreifrede bekommst, schwirren dir u.U. Tausend Gedanken durch den Kopf. Den ersten Gedanken solltest du nutzen (Tipp 5). Dann bewegst du dich im sicheren Fahrwasser. Als nächstes hast du bestenfalls das Ergebnis deiner Rede bereits im Kopf. Was willst du dem Publikum sagen. Darauf aufbauend kannst du meine Strukturvorschläge (Siehe Stegreifredentipp 7) als Dreierschritt nutzen. Z.B. Gestern-Heute-Morgen, These-Antithese-Synthese usw. Baue dir z.B. eine Argumentation auf mit einer Behauptung, einem Beleg und einem Beispiel. Dann kommt deine Botschaft.
Nehmen wir mal an. Du willst bei einer Anhörung zu Bauvorhaben in deinem Stadtteil die Anwesenden überzeugen, dass die geplanten Häuser nicht in das seit Jahrzehnten bestehende Stadtbild passen. Dann könntest du folgendermaßen argumentieren:
Liebe Nachbarn
Ich möchte zu den Plänen, die uns Herr Dr. Schmidt vorgestellt hat, folgendes anmerken
1. Wenn die Pläne in der vorliegenden Form umgesetzt werden.
2. Nimmt das Erscheinungsbild unseres Stadtteils eine grundlegend andere Form an. Die Natur, die frische Luft und die Aussicht auf unseren Stadtteil leidet erheblich darunter. Der Wert unserer Häuser wird sich vermindern. Parkplatzprobleme werden auftreten.
3. Unsere Heimat wird regelrecht verschandelt. Mit Ruhe und Erholung ist es vorbei. Das können wir nicht zulassen.
Botschaft: Deshalb rufe ich sie auf, sich an unserer Bürgerinitiative zu beteiligen. Nur gemeinsam können das verhindern. Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren.
Struktur 1-3 Aufzählung, Kette
Danach Botschaft, Handlungsaufforderung: Mach in unserer Bürgerinitiative mit.
Das ist eine Möglichkeit, mit einer Struktur aus Stegreifrede-Tipp 7 zu einer Botschaft zu kommen. Diese Wortmeldung kann vorbereitet und/oder spontan sein.
Wenn du in eine überraschende Redesituation kommst. Nimm dir Zeit. Lass dich nicht zu einer Antwort drängen. Frage nochmal nach, ob du alles verstanden hast. Mach auf jeden Fall eine rhetorische Pause. Dein erster Gedanke ist Goldwert. Wenn du den noch mit einem persönlichen Erlebnis ausschmücken kannst, bist du auf dem richtigen Weg. Überlege dir, wohin du willst. Was ist das Ziel deiner Reise. Das kann eine Botschaft sein. Auch eine Handlungsaufforderung wie in dem Beispiel ist möglich. Wenn du Menschen motivieren willst. Dann gehört das ans Ende deiner Stegreifrede. Das ist das, was im Gedächtnis bleibt. Das nimmst du deine Zuhörer mit.
Der erste Eindruck zählt
Stegreifrede-Tipp 11
Der erste Eindruck zählt. Der letzte Eindruck bleibt. Ein Zitat des Rhetoriktrainers Rolf H. Ruhleder. Bereits vor dem ersten Wort machen sich Zuhörer und Gesprächspartner ein Bild. Für mich ist in meinen Workshops wichtig, den ersten Eindruck positiv zu gestalten. Es ist ein Unterschied, ob sich ein Redner vorher ins Getümmel wirft, den Kontakt durch Smalltalk sucht oder sich bis zu seinem Auftritt in sein Kämmerlein zurückzieht. Beides hat seine Berechtigung.
In meinen Workshops gebe ich meinen Teilnehmern gerne mit, erstmal eine Beziehung aufzubauen. Zum Raum, zu den anderen Teilnehmern, sich mit dem Umfeld vertraut zu machen. Im nächsten Schritt bilden sich Pärchen und dann stellen alle ihren Gesprächspartner auf der Bühne vor. Dann ist das Eis gebrochen.
Im nächsten Schritt übe ich gerne den Gang auf die Bühne. Auch hier werden erste Weichen für die weitere Rede gestellt. Denn die Zuhörer machen sich von der Rednerin ein Bild. Erste Sympathiepunkte werden gesammelt. Wie ist der erste Eindruck von der Rednerin oder dem Redner. Sympathisch zu wirken ist der Schlüssel in die Herzen der Zuhörer.
Hier mein Tipp:
1. Die Bühne bzw. den Ort vor dem Publikum mit einem Lächeln und positiven Gesichtsausdruck betreten.
2. Blickkontakt zum Publikum aufbauen und halten. Dabei das Lächeln nicht vergessen.
3. Die Pause machen und aushalten. Für den Redner fühlt sich die Pause auf der Bühne anders an als für die Zuschauer. Was für die Zuschauer kurzweilig ist, dauert auf der Bühne eine Ewigkeit. Der Drang, was sagen zu wollen ist stärker als die Ruhe und Gelassenheit, die Pause auszuhalten. Vor Menschen zu stehen, angeguckt zu werden, alle Augen sind auf dich gerichtet erzeugt einen ungeheuren Druck. Das Gefühl, ich muss doch jetzt was sagen erdrückt dich förmlich. Trotzdem dem Druck standzuhalten erzeugt eine ungeheure Last auf den Schultern. Jede Sekunde vor anderen Menschen auszuhalten ist gefühlt eine Ewigkeit.
Wenn du das trainierst, vor Menschen zu stehen und die Pause auszuhalten, fällt dir das mit der Zeit leichter. Du wirst gelassener, souveräner und strahlst mehr Sicherheit aus.
Stell dir zwei Situationen vor:
Jemand hastet auf die Bühne und fängt gleich an zu reden. Die Wirkung ist hektisch. Wort auf Wort folgt. Pausen sind kaum wahrnehmbar.
Zweite Situation: Der Reder geht auf die Bühne, schaut ins Auditorium, nimmt Blickkontakt auf, schaut ruhig zu den Menschen, macht eine Pause, wirkt ruhig und gelassen und fängt nach einer Pause an zu reden.
Wer macht auf dich den besseren Eindruck?
4. Wenn du auf der Bühne oder vor Menschen stehst, Beziehung aufgebaut hast, die Menschen dich gebannt anschauen, dann fang an zu reden.
Für die Stegreifrede gilt das gleiche. Mit dem Unterschied, dass du das Thema nicht kennst oder überraschend in eine Präsentationssituation reinrutscht. Wenn du mit den Werkzeugen der Stegreifrede trainierst und übst, kommt Ruhe, Souveränität und Gelassenheit von ganz allein. Mit zunehmender Übung bekommst du Routine. Dich wird dann eine überraschender Redeüberfall nicht mehr aus dem Konzept bringen. Du wirst dann auch überraschende Situationen meistern.
Voraussetzung: Regelmäßiges Training wie im Sport.
Und im Gespräch:
Da verhältst du dich genauso:
Schau deinen Gesprächspartner an, baue eine Beziehung auf, wenn du eine Frage bekommst, antworte nicht wie aus der Pistole geschossen, mach eine Pause, überlege und dann antworte dem Anlass entsprechend.
Wenn dein Gesprächspartner dich zu einer Antwort drängen will, dass machst du ganz bewusst eine Pause oder du sagst, dass du die Frage nicht beantworten kannst oder willst. Zur Not brichst du das Gespräch ab. Noch besser ist, du stellst selbst eine Frage.
Du kannst auch mit einer Gegenfrage kontern, wenn du die Frage nicht verstanden hast.
Wichtig im Gespräch:
Zerstöre nicht das Verhältnis zum Gesprächspartner. Gerade im Vorgesetzten-Mitarbeitergespräch halte die Tür immer offen. Beachte immer mögliche Folgen. Eine schlagfertige Antwort ist nicht immer ratsam, wenn du dadurch Brücken zerstörst und Mauern einreißt.
Mir geht es darum, dass dein erster Eindruck die Basis für die weiteren Schritte ist.
Denn der erste Eindruck ist die Basis für deinen Erfolg.
Wenn du den ersten Eindruck trainieren, dich für die Stegreifrede fit machen willst, dann nimm gerne mit mir Kontakt auf. Ich unterstütze dich gerne dabei.
Der Blackout
Stegreifrede-Tipp 12
Der Blackout. Kein Grund zur Panik!
2021 kandidiere ich für eine Funktion im Landesvorstand des dbb hamburg (deutscher beamtenbund). Als mein Wahlgang ansteht, gehe ich zum Podium, baue Beziehung und nehme Blickkontakt mit dem Auditorium auf, mache eine Pause und starte meine Bewerbungsrede. In die Funktion werde ich ein Jahr vorher auf einer Sitzung des Landeshauptvorstandes reingewählt. Ich kandidiere als Amtsinhaber.
Nach einigen Worten passiert das, was sich keiner wünscht. Ich spüre eine Leere im Kopf. Die nächsten Worte gehen nicht über meine Lippen. Ich gucke ins Auditorium. Die Delegierten schauen mich an. Sie genießen die Pause und lassen das bisher Gesagte auf sich wirken. Jedoch dauert die Pause länger. Für mich wie eine Ewigkeit. Für das Publikum länger als gewöhnlich. Ich halte den Blickkontakt und die Delegierten merken, dass ich nach Worten ringe. Es wird unruhig im Saal. Vor dieser Pause ist die Stille so groß, dass du eine Stecknadel fallen hören kannst. Es dauert gefühlt eine Ewigkeit. Dann erinnere ich mich an meine letzten Worte. Den roten Faden, der mir abhanden gekommen ist, nehme ich wieder auf. Ich beende meine Bewerbungsrede, bekomme Applaus. Später werde ich gewählt.
Sowas kann dir bei jeder Präsentation jederzeit an jedem Ort passieren. Du hältst eine Rede und auf einmal ist alles weg. Und nun?
Wenn du nicht viel oder keine Erfahrung mit Präsentationen hast, kann das der Super Gau sein. Du kommst völlig aus dem Konzept, wirst nervös, bekommst Panik. U.U. macht sich der Fluchtgedanke breit. Ich habe schon erlebt, dass Menschen in so einer Situation von der Bühne geflüchtet sind.
2019 bin ich beim Redeabend von Selbstredend Münster (Toastmastersclub) zu Gast. Ein anderer Gast outet sich als TedX-Speaker und hat erst kurz vorher auf einer großen TedX-Bühne gestanden. In einem Toastmastersclub können sich Gäste in einer Stegreifrede ausprobieren, um Bühnenluft zu schnuppern.
Als der TedX-Speaker nach vorne geht, die Frage bekommt und seine Zeit beginnt, herrscht Stille im Raum. Der Speaker schaut in den Raum und bringt kein Wort heraus. Die Stegreifrede hat ihn überwältigt. Er ist völlig perplex. Nach einiger Zeit hilft ihm das Auditorium und er macht seine Stegreifrede. Ein Blackout kann jedem passieren.
Mein erster Tipp gegen einen Blackout. Bereite dich bestmöglich vor.
Aus meiner Sicht geht es erstmal darum, die Gefahr eines Blackouts zu minimieren:
1. Die Vorbereitung ist das A und O. Je besser du vorbereitet bist, desto geringer die Gefahr eines Blackouts.
2. Sei in deinem Thema sattelfest.
3. Übe und trainiere, damit du für solche Situationen gewappnet bist.
4. Eigne dir für die Stegreifrede Gliederungswerkzeuge an, damit du auf eine spontane Redesituation angemessen reagieren kannst.
5. Wenn du in die Situation kommen solltest, dass du dich persönlich vorstellen musst oder kannst, dann bereite für dich einen kleinen Pitch vor. Solche Situationen können bei Workshops, Seminaren, Trainings, Dienstbesprechungen, Podiumsdiskussionen, Feierlichkeiten, Vereins- oder Verbandsveranstaltungen auftreten.
Wenn du dir sicher bist, dass du dich zu Wort melden willst, dann bereite das vor. Wenn du für ein Amt oder eine Funktion mit Wahlen kandidierst, dann bereite auch das vor. Die Vorbereitung und das Training schützt dich vor einem Blackout.
Dein Pitch könnte so aussehen:
- Wer bist du?
- Was machst du?
- Was qualifiziert dich für das Thema bzw. welche Expertise hast du?
- Was willst du machen?
- Welchen Nutzen hat dein Publikum bzw. Gesprächspartner.
- Du kannst auch die Reihenfolge beliebig variieren.
Wenn du so einen Pitch in deinem Werkzeugkasten hast, bist du sehr gut vorbereitet.
6. Lerne KEINE Rede auswendig. Beim kleinsten Fauxpas verlierst du höchstwahrscheinlich richtig den Faden.
7. Bereite dich flexibel, z.B. mit dem Sternsystem von Michael Rossiè vor.
8. Habe Stichwortkarten zur Sicherheit dabei.
Mit diesen Schritten minimierst du die Gefahr eines Blackouts.
Meine Tipps, wenn der Blackout eingetreten ist:
1. Atme tief durch.
2. Ruhe bewahren und den Blickkontakt zum Publikum halten.
3. Pause nutzen.
4. Versuche Anschluss an deine letzten Worte zu finden.
5. Was hast du als letztes gesagt?
Schau auf deine Notizen, Stichwortkarten, die du zur Sicherheit dabei hast.
6. Wiederhole das zuletzt Gesagte nochmal, dann bist du meistens wieder drin.
7. Dann fahre in deiner Rede weiter fort.
8. Wenn du komplett raus bist, dann stehe dazu und sage, dass du den Faden verloren hast. Das ist kein Beinbruch. Meistens unterstützt dich das Publikum und gibt dir Tipps. Ich selbst erlebe, dass einem die Dinge dann wieder einfallen.
2019 habe ich mich bei einer Bewerbungsrede verheddert. Als der Moment auftritt, rede ich weiter, sage, dass ich mich verheddert habe. Im nächsten Moment bekomme ich Applaus vom Publikum. Die Pause durch den Applaus hat mir geholfen, wieder den roten Faden aufzunehmen und in meiner Rede fortzufahren.
Da in der Stegreifrede alles spontan ist, kommt das hier auf die Übung, Erfahrung und die richtigen Werkzeuge in deinem rhetorischen Werkzeugkasten an. Diese Werkzeuge zu haben ist das eine, sie anzuwenden das andere. Hier hilft regelmäßige Übung und Training.
Fazit: Vorbereitung, Übung und Training schützen dich nicht vor einem Blackout, machen dich jedoch fit, die Situation zu meistern.
Ich wünsche dir mit meinen Tipps viel Erfolg. Das ist meine gesammelte Erfahrung aus neun Jahren Toastmasters International, der Ausbildung zum Professional Speaker (GSA) und der Zertifizierung zu Professionellen Redenschreiber (IHK). Lass mir gerne einen Kommentar da.
Wenn du Fragen hast oder bei einer Rede Unterstützung benötigst, dann schreibe mich oder ruf mich an. Ich unterstütze gerne.
Jens-Uwe Adler