Erlebe mit Feedback deinen Redestolz!
23. April 2023Lampenfieber – dein Freund und Helfer!
28. Juni 2023Mit dem roten Faden strickst du deine Rede.
Wenn du ihn verlierst, hebe ihn einfach wieder auf.
Komm in deiner Rede auf den Punkt.
Die meisten Menschen haben einen durchgeplanten und durchorganisierten Alltag. Ohne eine Struktur lassen sich selten die Herausforderungen des Lebens bewältigen. Lebst du ohne Struktur, verschenkst du viel Lebenszeit und kommst vom Hundertsten ins Tausendste. Das ist meine über 50 jährige Lebenserfahrung.
Die Kommunikation im Alltag ist dafür das beste Beispiel.
Genauso verhält es sich in Vorträgen, Reden, Präsentationen und Trainings.
Stell dir vor, du bist auf einem Seminar und hast eine Menge Geld bezahlt. Der Trainer fängt an und du erkennst, in dem Seminar fehlt es an Struktur, Zielen, Interaktionen etc. Du bist enttäuscht und verlangst u.U. dein Geld zurück.
Die Struktur gehört auch in eine Rede. Dein Publikum will aus deiner Rede etwas mitnehmen. Wenn ich einer Rede lausche, frage ich mich: What is in for me?
Kann ich aus der Rede etwas für mich rausziehen, für mein Privat- oder Berufsleben? Diese Frage stelle ich mir vor und nach einem Vortrag.
Wenn mich das Thema nicht interessiert, bin ich auch nicht aufmerksam oder interessiert. Mal davon abgesehen, dass ich als Rhetoriktrainer um Feedback gebeten werde. Das Publikum, der Konsument lauscht einer Rede, weil das Thema interessant ist, wichtige Informationen geboten werden, vielleicht eine Anhörung über Bauvorhaben stattfindet oder ein anderer Grund vorhanden ist, der einen Bezug zum Thema, Redner etc. schafft.
Auf jeden Fall erwarten die Zuhörer/innen verständliche, prägnante und kurze Inhalte.
Die 4 Verständlichmacher von Friedemann Schulz von Thun
Als Basis für eine gute Rede dienen die vier Verständlichmacher von Friedemann Schulz von Thun.
- Einfachheit
- Gliederung
- Kürze und Prägnanz
- Stimulanz
Was nützt eine Rede, wenn das Publikum nicht folgen kann?
Der Redner verliert sein Publikum
Das kann verschiedene Ursachen haben:
- Der Redner verliert sich in Fachtermina oder -begriffen.
- Die Rednerin kommt vom Hundertsten ins Tausendste
- Der Redner trifft nicht den Nerv des Publikums
- Die Rednerin nutzt den Start in die Rede nicht für einen Hammer oder Wow-Effekt.
- Die Rede hat keinen Spannungsbogen.
- Die Rede hat keinen roten Faden.
- Eine Struktur ist in der Rede nicht erkennbar.
- Die Rede hat keine Botschaft.
- und vieles mehr…
Deshalb
- Einfach Gestalte deine Rede einfach, damit die ZuhörerInnen folgen können. Was nützen deine besten Absichten, wenn für dein Publikum deine Ausführungen Böhmische Dörfer sind. Das kann passieren durch Fachtermina, Fremdwörter und Zusammenhänge, die keiner versteht. Wenn du Dinge in deiner Rede nicht erklärst, verlierst du u.U. dein Publikum. Ausnahme: Du sprichst vor Fachpublikum. Ein medizinischer Vortrag auf einem Ärztekongress ist etwas anderes als ein Vortrag über Diabetes vor einer Diabetikergruppe von einem Diabetologen. Der Diabetologe muss hier Zusammenhänge u.U. erklären und sollte auf Fachbegriffe weitgehend verzichten.
- Gliederung Vor fünf Jahren holte ich eine Bekannte von mir nach ihrem Urlaub am Hamburger Flughafen ab. Ich nahm ihr Gepäck und sie erzählte von ihrem Urlaub. Nachdem ich sie zuhause abgesetzt hatte, konnte ich mich erstmal sammeln. Meine Bekannte sprach pausenlos, ohne Struktur und ich hatte in der Zeit vielleicht fünf bis zehn Worte gesagt. Ich konnte mich danach kaum noch an ihre Aussagen erinnern. Das waren zu viele Informationen in zu kurzer Zeit ungefiltert strukturlos. Wenn mir das bei Bekannten, Freunden passiert, sehe ich drüber hinweg. Ich kenne die Menschen in meinem Umfeld. Passiert dir das jedoch als Zuhörer in einer Rede, dann verliert dich der Redner. Wenn ich einer Rede lausche, will ich etwas aus der Rede mitnehmen. Dazu muss ich die Informationen und Geschichten verarbeiten können. Für mich ist eine Struktur wichtig, damit ich den roten Faden im Blick habe. Ich benötige eine Art Fahrplan, dem ich folgen kann. Wenn ich durch die Einleitung der Rede neugierig geworden bin, interessieren mich Argumente, Beispiele, Storys. Zum Ende warte ich auf die Botschaft. Was will mir der Redner sagen? Teile ich seine Ansichten oder habe ich eine andere Meinung? Hat jedoch deine Rede keine erkennbare Struktur, mache ich mir diese Gedanken nicht mehr. Ich schaue auf`s Handy, checke meine Mails, bin mit meinem Kopf woanders. Die Rede nehme ich nicht mehr war. An den Inhalt kann ich mich nicht mehr erinnern. Deshalb ist eine Struktur so wichtig. Mehr dazu hier weiter im Blog.
- Kürze und Prägnanz Wer kennt nicht die Menschen, die anfangen zu reden und kein Ende finden. Ich hatte bereits unter dem Punkt 2 Struktur von einem Erlebnis mit meiner Bekannten erzählt. Neben der fehlenden Struktur was das fehlende Ende der zweite Kritikpunkt. Ich kenne das auch aus der politischen Arbeit, das manche Wortbeiträge starten und dann wird geredet, geredet und geredet…. Du verlierst dein Publikum. Wenn du kein Ende findest, an deine Sätze unzählige Nebensätze dranhängst, steigt die Zuhörerin aus. Mein Tipp: Verwende kurze Sätze. Komm auf den Punkt. Mach Pausen. Senke am Ende deines Satzes deine Stimme.
- Anregende Zusätze/ Stimulanz Jedes Menü hat anregende Zusätze. Wenn du eine Mahlzeit zu dir nimmst, sind Soßen, Salz, Geschmacksverstärker und vieles andere im Einsatz, damit du auf den Geschmack kommst. Genauso verhält es sich mit deiner Rede. Du kannst z.B. rhetorische Stilmittel einsetzen, damit das Publikum aufmerksamer ist, sich die wichtigsten Punkte deiner Rede einprägt und die Rede den Weg ins Herz deiner Zuhörerinnen findet. Du servierst deine Rede deinem Publikum mundgerecht. Bildliche Sprache, Vergleiche, Dreierstruktur und Wiederholungen sind mögliche rhetorische Stilmittel, um deine Rede zuhörergerechter zu gestalten.
Mit einer Struktur schaffst du die Basis für einen wundervollen Auftritt!
Ich hatte bereits in meinem Blog: Wie du in 10 Schritten deine Rede schreibst! dir Tipps für deinen Weg von Idee bis zur fertigen Rede gegeben. Eine Struktur ist die Basis.
Die klassische Redestruktur
- Einleitung
- Mittelteil
- Schlussteil
Ich ergänze dieses Strukturmodel gerne mit einem one more thing. Damit meine ich eine Botschaft, Handlungsaufforderung, die besten Wünsche in einer Laudatio etc.
- Einleitung Die Einleitung führt das Publikum in das Thema rein. Hier gewinnst du die Aufmerksamkeit, Sympathie, das Interesse des Publikums. Die Einleitung ist der Beginn deiner Reise mit deinem Publikum. Die nächsten Minuten gehören euch beiden. Mit der Einleitung stellst du dein Thema, u.U. dich und du bereitest dein Publikum auf die Inhalte deiner Rede vor. Zum Start in deine Rede kannst du mit einem zum Thema passenden aktuellen Ereignis, einem Zitat, einer persönlichen Geschichte, einem historischen Ereignis, etc starten. Du kannst das Thema und Begriffe definieren. Zudem kannst du deinen Zuhörern einen Fahrplan mit auf den Weg geben, was in deiner Rede vorkommt.
- Mittelteil Im Mittelteil deiner Rede bringst du deine Argumentation und untermalst die Argumentation mit Beispielen und Geschichten. Hier bringst du auch Zahlen, Daten und Fakten. Du kannst in einer Überzeugungsrede Gegenargumenten durch die Einwandvorwegnahme den Wind aus den Segeln nehmen. Der Mittelteil hat mit ca. 80% den größten Anteil in deiner Rede.
- Schlussteil Im Schlussteil marschierst du auf die Zielgerade. Nachdem du in deine Rede gestartet bist, dein Publikum mit deiner Geschichte und Zahlen, Daten und Fakten aufmerksam gemacht hast, formulierst du deine Wünsche. Ja richtig, Wünsche. Du hast ein Redeziel. Du willst dein Publikum, informieren, überzeugen und/oder unterhalten. Vielleicht hältst du auch eine Lobrede. Dazu kannst du im Schlussteil z.B. nochmal die wichtigsten Punkte deiner Rede zusammenfassen.
- Botschaft Was erwartest du von deinem Publikum. Was soll dein Publikum aus deiner Rede mitnehmen? Was erwartest du von deinem Publikum? Was soll dein Publikum nach deiner Rede machen? Welche Sichtweise soll dein Publikum oder Teile deines Publikums annehmen? Diese und andere Fragen stellst du dir in der Vorbereitung auf deine Rede, deinen Vortrag oder deine Präsentation. Dann formulierst du auch deine Botschaft. In deiner Rede servierst du die Antwort auf deine Fragen mit Worten gegenüber dem Publikum. Das ist der Schlusspunkt deiner Rede.
Weitere Strukurmodelle für deine Rede
Gestern – Heute – Morgen
Für eine Stegreif- oder Gelegenheitsrede eignet sich z.B. eine zeitliche Struktur:
- Gestern
- Heute
- Morgen
Hier kannst du beginnen mit der Vergangeheit, wie ist die Situation heute und was wünscht du z.B. dem Jubilar für die Zukunft. Mit dieser Struktur lassen sich problemlos spontane Redebeiträge strukturieren.
Problem – Lösung – Weg – Definition – Botschaft
Diese Struktur findest du u.a. in der Werbung.
Dein Publikum hat ein Problem. Du bietest eine Lösung für das Problem an. Dann geht es darum, wie das Problem gelöst wird, wie der weg dahin aussieht. Sollten Definitionen nötig sein, bringst du die natürlich in deinem Vortrag. Denke hierbei bitte auch an die 4 Verständlichmacher von Schulz von Thun. Am Ende bringst du eine Botschaft, Handlungsaufforderung, damit dein Publikum auch den Weg zur Lösung des Problems beschreitet.
Fünfsatz
- Einleitung
- Erstens – Zweitens – Drittens (Mittelteil im Fünfsatz)
- Schlussteil/Botschaft/Handlungsaufforderung/Appell
Weitere Möglichkeiten für den Mittelteil im Fünfsatz
- Problem – Lösung – Weg
- These – Antithese – Synthese (Dialektischer Fünfsatz)
- Argument – Begründung – Beispiel
- Gegenargument – Entkräftung – Begründung
- Argument 1 – Argument 2 – Argument 3
- …
Der Fünfsatz dient in erster Linie, einen Diskussionsbeitrag zu formulieren. Du bist in einer Versammlung, Anhörung und meldest dich zu Wort. Mit dem Fünfsatz kannst du ganz spontan deinen Wortbeitrag strukturieren.
Im ersten Satz knüpfst du z.B. auf die Ausführungen deines Vorgängers an, dann formulierst du in drei Sätzen deine Argumente, Begründung oder greifst die gegnerische Argumentation auf. Im dritten Schritt bringst du deine Botschaft, Handlungsaufforderung oder deinen Appell auf den Punkt.
Deine Kandidatenrede/ Vorstellungsrede für ein Amt
- Begrüßung
- Name
- Persönliches (z.B. verheiratet, Anzahl der Kinder etc.)
- Derzeitige Funktion
- Dein Weg in der Organisation anhand deiner Funktionen (nimm 3 Punkte, nicht mehr)
- Deine Expertise (kannst du mit Punkt 4 koppeln)
- Deine Ziele, Visionen in Form des Dreierschritts bzw. Trias
- Deine Arbeitsschwerpunkte (kannst du mit Punkt 7 koppeln)
- Gemeinsamkeiten mit anderen Vorstandsmitgliedern, den Delegierten und u.U. dem Tagungsort herausstellen.
- Alleinstellungsmerkmale herausstellen
- Zum Abschluss um die Stimme der Delegierten werben.
Für eine Wahl ist meistens eine Kandidatenrede/ Vorstellungsrede erforderlich. Die Mitglieder, die Delegierten wollen wissen, wem sie für die nächste Amtszeit ihrer Organisation das Vertrauen schenken. Wem sie zutrauen, die Probleme, Anliegen und Wünsche der Mitglieder zu erfüllen, wem sie zutrauen, die Interessen der Organisation nach außen zu vertreten. Ich habe in unzähligen Bewerbungen für eine Funktion im gewerkschaftlichen Bereich, im Redeclub und in anderen Funktionen meine Erfahrungen gesammelt. Nicht immer war ich zufrieden. Niederlagen und Siege wechselten sich ab. Nicht immer ist eine Rede entscheidend, wenn die Stimmen praktisch im Vorfeld im Hinterzimmer verteilt werden. Jedoch kann deine Kandidatenrede die Dinge zum Positiven und zum Negativen verändern. Gerade in Wahlgängen mit mehreren Kandidaten als Plätzen sollte die Rede sitzen.
Mein Tipp: Bereite dich für eine Wahl immer bestmöglichst vor.
- Höre dich vorher um, ob du Chancen hast.
- Bilde Koalitionen.
- Bereite deine Vorstellungsrede bestmöglichst vor.
- Werbe für dich im Vorfeld in den sozialen Medien, Gremien deiner Organisation, mit einer Werbeemail an die Delegierten, durch Gespräche und Kontakt mit den Delegierten und Mitgliedern
- Überzeuge die Delegierten durch deine Persönlichkeit, dein Charisma, deine Ziele, deine Visionen, dein Warum.
- Überzeuge die Delegierten, was du mit der Organisation in den nächsten vier, fünf Jahren erreichen willst.
Dein Publikum muss merken, dass du für die Aufgabe brennst. Bringe Emotionen in deine Rede. Was zeichnet dich für diese Aufgabe aus. Warum bist du der- oder diejenige, der beste Mann, die beste Frau. Wenn du das Herz der Delegierten bzw. Mitglieder berührst, hast du die halbe Ernte eingefahren.
Eine Hochzeitsrede/Festrede
Struktur einer Festrede
- Einstieg mit einer persönlichen Geschichte
- Begrüßung des Jubilars und der Gäste
- Gemeinsamkeiten Redner/Jubilar
- Gemeinsamkeiten Anlass/Ehrung/Veranstaltungsort
- Positive Eigenschaften und Erlebnisse des Jubilars
- Andere Eigenschaften (z.B. negative) humorvoll verpacken
- Lob auf den Partner/die Partnerin des Jubilars
- Der Jubilar ,,HEUTE“
- Abschluss: Der Jubilar „MORGEN“
- Wünsche an den Jubilar zum Abschluss
Die Rede zum 75. Geburtstag deiner Schwiegermutter, zum 50. Geburtstag deines besten Freundes, zur Hochzeit eines Familienangehörigen oder ein Jubiläum in der Firma. Das sind sogenannte Gelegenheitsreden, Festreden oder eine Laudatio. Hier wird jemand geehrt, für ein Jubiläum, eine besondere Leistung, eine lange Amtszeit. Die Möglichkeiten sind unendlich. Wichtig aus meiner Sicht ist immer ein positives, humorvolles Bild zu zeichnen. Auch wenn der Jubilar nicht die besten Eigenschaften hatte, der Redner nicht das beste Verhältnis zum Jubilar hat, sollte niemals eine negative Rede gehalten werden. Negatives kann über die Sprache humorvoll verpackt werden.
Meine Tipps für dich
- Sei dir im Klaren, was deine Botschaft ist.
- Sei dir im Klaren, was für eine Rede du hältst.
- Sei dir im Klaren, wer dein Publikum ist.
- Sei dir im Klaren, wie du das Herz deiner Zuhörer triffst.
- Sei dir im Klaren, welche Struktur für dich die beste ist.
Wenn du öfter eine spontane Rede hältst. Wenn du öfter an Diskussionen teilnimmst. Dann lege dir eine Grundstruktur zurecht. Inspirationen hast du von mir in diesem Blogbeitrag bekommen. Wenn du weitere Ideen für eine Redestruktur hast. Wenn du meine Vorschläge angewendet hast. Gib mir gerne ein Feedback uns schreibe in die Kommentare.
Jens-Uwe Adler, Redestolz