12 Tipps für deine Stegreifrede
27. Februar 2023Wie du in 10 Schritten deine Rede schreibst!
24. März 202315 Tipps gegen Redeangst!
Wenn du ein Rhetorikseminar oder einen Rednerclub besuchst, hast du eine Entscheidung getroffen. Du machst von Dir Reden!
Erinnerst du dich an dein erstes Mal? Nein, nicht das was du vielleicht denkst. Dein erstes Mal auf einer Bühne, einen Auftritt vor mehreren Menschen.
Du meldest dich in einer Versammlung das erste Mal zu Wort. Dir fallen Betonklötze von der Schulter nach deinem Wortbeitrag.
Du hälst in deiner Schule ein Referat.
Du spielst in der Theater AG mit und führst vor deinen Mitschülern ein Stück auf.
Das sind Auftrittsmöglichkeiten. Menschen schauen dir zu. Du trägst auf der Bühne etwas zur Unterhaltung und Information bei.
Wie hast du dabei gefühlt?
Warst du nervös?
Hattest du Angst?
War dein Erlebnis positiv?
Mein erster Auftritt
Erst vor ein paar Tagen erinnere ich mich an meine Grundschulzeit. Vor einer Theateraufführung redet mir die Lehrerin meinen Auftritt aus. Ich bin niedergeschlagen und am Boden zerstört. Meine Eltern reden auf mich ein. Ich setze mich gegenüber meiner Lehrerin durch und spiele meine Rolle. Das ist meine erste Bühnenerfahrung. Damit lege ich den Grundstein, nicht gleich bei jedem Rückschlag den Kopf in den Sand zu stecken.
Das ist mein Wunsch für dich. Wenn mal etwas nicht läuft, mach weiter, verfolge dein Ziel. Dein Schneckenhaus ist keine Option.
Ein Rhetorikworkshop
Wenn du für einen Rhetorik-Workshop besuchst, triffst du eine Entscheidung. Du willst nicht Tanzen, sondern Reden lernen. Du willst deine Redefertigkeiten und Rhetorik verbessern, sonst gehst du in eine Tanzschule.
Das ist dein erster Schritt auf dem Weg zur Bühne. Du hast ein Ziel, vor Menschen zu reden und Applaus für deine Leistung zu bekommen.
Bühne heißt nicht unbedingt die große Theaterbühne, die du vielleicht kennst. Mit Bühne meine ich vor mehreren Menschen zu reden. Das kann auch ein Meeting oder Workshop vor fünf Teilnehmern sein.
Redeangst Vergangenheit – Reden trainieren Gegenwart – Auftritt und Applaus Zukunft
Du hast den ersten Schritt gewagt und den Schalter umgelegt. Deine Angst vor Menschen zu reden soll Vergangenheit werden.
Stell Dir vor. Du freust dich auf Deinen Auftritt. Du hast Lust, deine Geschichte zu erzählen. Du bist motiviert, andere Menschen von deinen Ansichten zu überzeugen.
Ist das nicht klasse? Das ist die Zukunft.
Wenn du ins Tun und Machen kommst und dich vor Menschen ausprobierst, bist du auf dem richtigen Weg. Das wird die Gegenwart.
Redeangst wird deine Vergangenheit.
Das passiert, wenn du am Ball bleibst, übst und an deiner Rhetorik arbeitest.
41% haben Redeangst
41% der Menschen haben Redeangst. Woher kommt die Angst, öffentlich zu reden?
Die Angst vorm Versagen, schlecht aussehen oder einfach ausgelacht zu werden.
Eine junge Frau mit Redeangst hat die Situation erzählt, dass sie bei ihrem Referat vor der Klasse ausgelacht wird. Das ist der Grund ihrer Redeangst.
Was macht sie? Sie geht in einen Redeclub, besucht eine Gruppe mit Gleichgesinnten und erkundigt sich nach einem Rhetorikworkshop. Im Redeclub übernimmt sie am Anfang kleinere Rollen. Sie macht und nimmt sich eine Mentorin. Die Mentorin unterstützt sie in ihrem Kampf gegen Redeangst.
Trotz Redeangst mache ich von mir Reden!
Mir persönlich ist die Angst vor einer öffentlichen Rede 2003 begegnet. Auf dem Bundeskongress eines großen deutschen Gewerkschaftsverbandes soll ich einen Kandidaten für die Bundesleitung vorschlagen. Ich habe im Rahmen einer Bierlaune zugesagt, ohne darüber nachzudenken. Auf den ersten Blick ist das eine große Chance für mehr Sichtbarkeit. Je näher der Termin rückt fühle ich mich immer unwohler. Mein Gefühl sagt mir: ,,Jens-Uwe, ist das Ganze hier nicht eine Nummer zu groß für dich?“ Genau einen Tag vor meinem geplanten Auftritt bekomme ich weiche Knie. Selbstzweifel gewinnen die Oberhand. Mir geht‘s nicht gut. Ich bin in einer Zwickmühle. Den Tag vorher scheitere ich zudem in einer Vorbesprechung mit meinem Wortbeitrag.
Jetzt abzusagen ist zu spät. Der Schaden und Gesichtsverlust ist zu groß.
Redeangst ist ein natürliches Phänomen
Das Menschen Angst verspüren, vor anderen zu reden, ist normal. Die Angst vor einer Blamage, ausgelacht zu werden oder zu versagen rührt am Selbstbewusstsein. Du fühlst dich unwohl. Zur menschlichen Basis gehört, Schmerz vermeiden und Freude gewinnen. Wobei Schmerz vermeiden den Wunsch nach Freude verdrängt. Die Angst davor, öffentlich zu reden ist ein unbewusster Reiz, einen möglichen Schmerz zu vermeiden. Wer Redeangst hat fühlt Schmerz, Schmerz auf der Bühne zu stehen, vor Menschen zu reden, ausgelacht und verspottet zu werden. Das Schmerzgefühl ist Scham. Dabei ist das Schmerzgefühl individuell und nicht mit anderen zu vergleichen. Kein Mensch kann das Schmerzgefühl eines Menschen bewerten. Hier ist der Ansatz, gegen Redeangst vorzugehen. Reden lernst du durch Reden. Jeder Auftritt auf der Bühne, jede Rede vor anderen Menschen bringt dich weiter. Aus Schmerzgefühl wird mit der Zeit Freude. Du freust dich auf jeden Auftritt, auf jede Rede öffentlich vor anderen Menschen.
Ich erlebe bei den HanseRednern in Hamburg eine Frau, die wegen ihrer Redeangst einen Rhetorikclub gesucht hat und heute ohne Probleme auf der Bühne das Wort ergreift. Sie hat auch schon vor einer Königin geredet.
Redeangst – und dann?
Wenn du mit deiner Redeangst im Meeting die Präsentation des krank gewordenen Kollegen halten oder auf der nächsten Familienfeier ein paar Worte zum Jubilar zu sagen sollst, kommt keine Freude auf.
Welche Reaktion ist wahrscheinlich?
Du spürst Streß. Schockstarrre, Kampf, Flucht oder Zusammenrottung sind mögliche Streßreaktionen. Flucht oder Vermeidung sind darauf mögliche menschliche Reaktionen. Das ist jedoch nicht die Lösung. Die Angst, in einer Redesituation zu versagen und sich zu blamieren ist nachvollziehbar. Deswegen die Redesituation mit einer Ausrede vermeiden oder zu flüchten ist keine gute Entscheidung. Was denken die Kolleginnen und Kollegen, der Vorgesetzte und im Fall der Familienfeier die Gäste über dich? Ganz abgesehen davon, dass die Vorgesetzten und Kollegen anfangen, an deiner Kompetenz zu zweifeln. Du wirst danach anders wahrgenommen als vorher.
Woher kommt die Angst? Redeangst entsteht meistens durch einschneidende Erlebnisse.
Wie kommst du aus der Nummer raus? In dem du dich stellst. Jede Möglichkeit nutzt, vor Menschen zu reden, das Wort ergreifst.
Sollte deine Redeangst zu tief sitzen, dass dir auch kein Rhetoriktrainer helfen kann, dann mach eine Therapie. Es gibt auch spezielle Selbsthilfegruppen und Einrichtungen, wo du in einem geschützten Raum deine Redeangst hinter dir lassen kannst.
Wie ging es 2003 weiter?
Vor meinem Auftritt habe ich eine schlaflose Nacht. Ich bin wie gerädert. Beim Frühstück im Hotel gucken mich die anderen Delegierten erstaunt an. Was ist denn mir dir los, Jens-Uwe. Der Zeitpunkt rückt im Laufe des Tages immer näher. Als die Wahlen auf der Tagesordnung stehen, gebe ich meinen Wortmeldezettel ab. Vor mir sind drei Redner*innen, die ihrerseits Kandidaten/innen vorschlagen. Als mein Auftritt kurz bevorsteht, gehe ich zum Podium und stelle mich hinters Rednerpult. Vor mir bereite ich das Redemanuskript aus. Dann vom Rednerpult aus der Blick in die Weite der Leipziger Messehalle. Ca. 2000 Delegierte blicken aus dem Plenum und warten auf den nächsten Redner, nämlich mich. Nachdem ich meinen Blickkontakt durch die Halle schweifen lasse, blicke ich auf mein Redemanuskript und fange an zu reden. In der Leipziger Messehalle herrscht Stille. Alle lauschen meinen Worten. Bis zu diesem Moment spielt mein Magen mit mir Achterbahn.
Dann auf einmal, meine ersten Worte…
In diesem Moment ist jegliche Aufregung, Anspannung und Nervosität wie weggeblasen. Das ist der bis dahin beste Auftritt meines Lebens.
Einziger Wehrmutstropfen: Wegen meinem Redemanuskript kann ich den Blickkontakt zum Publikum nicht dauerhaft halten. Dazu mehr in einem anderen Blockbeitrag.
Meine Learnings
- Pass genau auf, wenn du einen Auftritt zusagst.
- Sind Anlass und Thema dein Thema?
- Wenn du unsicher bist, prüfe genau.
- Wenn du kein gutes Gefühl dabei hast, sage lieber ab. Das ist nicht schlimm. Du solltest nur nicht sofort aus der Situation flüchten. Prüfe Redeanlass und -umstände genau.
- Bereite dich so gut wie möglich auf deine Rede vor. Je besser du vorbereitet bist, desto besser meisterst du sie Situation.
- Frei Reden ist für mich besser als mit Manuskript.
Rückschläge dürfen nicht dein Schneckenhaus sein
Selbst nach fast 30 Jahren, als ich das erste Mal auf einer großen Bühne stand, passieren Rückschläge. Letztes Jahr während der Ausbildung zum Professional Speaker in der GSA-Akademie geht meine Zwischenprüfung völlig daneben. Ich bin wie gelähmt. Bleibe ich bei meinem Thema, wechsle ich die Pferde? Nachdem ich mich wieder gefangen habe, ist klar, mein Thema bleibt. Mit neuem Elan geht es in die Endphase. Die Rede in Hamburg bei der Veranstaltung Reden ist Silber- Feedback ist Gold ist der Start zum Finale. In Stuttgart im September 2022 bestehe ich die Prüfung mit meiner Keynote Fehlerstolz zum Professional Speaker (GSA). GSA steht für German Speakers Assoziation.
Du fragst dich jetzt, was hat das mit Redeangst von Menschen mit wenig oder keiner Erfahrung auf der Bühne zu tun?
Nach meiner gescheiterten Zwischenprüfung kamen Selbstzweifel hoch. Die Lockerheit war weg. Nervosität kam in den nächsten Wochen bei jeder Redesituation hoch. Ein gewisser Respekt war zu spüren. Ich fange mich und erreiche mein Ziel. Redeangst kann jeden treffen. Lampenfieber gehört dazu.
Wie gehst du mit Redeangst und Lampenfieber um? Das ist die Lösung.
Was habe ich richtig gemacht?
- Nicht nervös machen lassen
- Trotz Gegenwind bei meinem Thema und meiner Geschichte bleiben
- Unterstützung und Rat annehmen
- Weitermachen und mein Ziel verfolgen
- Nicht aufgeben
Übrigens: Meine Keynote Fehlerstolz am 11.11.22 in München.
Meine Tipps gegen deine Redeangst
- Nimm die Situation an.
- Vermeide nicht und flüchte nicht aus der Redesituation.
- Besuche ein Rhetorikseminar z.B bei Redestolz, um an deiner Redeangst zu arbeiten.
- Nutze keine Ausreden um eine Redesituation zu vermeiden.
- Suche Dir einen geschützten Raum und rede vor Menschen. Suche Dir eine Gruppe mit Gleichgesinnten zum regelmäßigen Üben. Ein Toastmastersclub, eine Selbsthilfegruppe oder selbstorganisierte Gruppe über Meetup sind Lösungen.
- Besorge dir Literatur, um unterstützend an deiner Rhetorik zu arbeiten.
- Nutze jede Möglichkeit, das Wort zu ergreifen.
- Übe und trainiere fleißig. Lt. Cicero lernst du reden nur durch reden.
- Lass dir Zeit. Überstürze nichts. Nimm dir jede Zeit, die du brauchst. Das Ergebnis zählt, nicht die Schnelligkeit.
- Bühne schafft Bühne. Wenn dir Redemöglichkeiten angeboten werden, sage zu. Überlasse die Bühne keinem anderen. Prüfe vorher den Redeanlass (siehe Punkt 3. und 4. unter Meine Learnings).
- Wenn du trotz alledem von deiner Redeangst nicht loskommst, mach eine Therapie. Damit bekommst du die Redeangst in den Griff.
- Stell dir vor, wie du auf der Bühne stehst, eine tolle Rede hältst und vom Publikum Beifall bekommst. Das ist dein Ziel.
- Nach Rückschlägen verfolge dein Ziel.
- Wenn du hingefallen bist, steh auf und mach weiter.
- Wenn du Fehler machst, ziehe daraus die richtigen Schlüsse für das nächste Mal. Fehler stärken dich für die Zukunft und machen dich sicherer und souveräner.
Zur Redeangst:
Stelle dich deiner Angst und suche die Bühne.
Suche Möglichkeiten, vor Menschen erstmal in einem geschützten Raum zu reden.
So stellst du dich deiner Redeangst und verlierst langsam den Respekt davor, öffentlich zu reden.
Nimm dir dafür alle Zeit, die du brauchst. Reden lernst du durch Reden! (Cicero).
Wenn du machst und tust, besiegst du mit der Zeit deine Redeangst.
Ich gebe dir Rückenwind. Damit deine erste große Rede vor Publikum dein Erfolgsprojekt und nicht durch Redeangst blockiert wird.
Jens-Uwe Adler
Inhaber Redestolz